Zwei Teiche

Die beiden Teiche auf dem Territorium des Kirchenlehens zu Wildbach erreicht der Wanderer in wenigen Minuten nach dem Start an der Kirche zu Wildbach. Man kann auf zwei Wegen zu den Teichen wandern. Ein Weg führt vom Rastplatz an der Leichenhalle geradewegs am unteren der beiden Teiche vorbei. Geht man einige Meter bergan, steht man schon auf dem Teichdamm. Man kann aber auch den Weg zum Sportplatz wählen. Blickt man ins Tal gerät der Teich ins Blickfeld. Der schönste Weg ist heute leider nur noch in Fragmenten vorhanden bzw. zu erkennen. Dieser Weg verlief entlang des Waldrandes. Es gab für mich nichts Schöneres als ein Spaziergang in der Abendsonne im Frühling auf diesem Weg. Die erwachende Natur mit ihrem zarten Grün, die vielen Himmelschlüsselchen, der Gesang der Vögel und das Quaken der Frösche lösten eine innere Zufriedenheit aus.

 
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Am Deich wurde man von schönen bunten Libellen empfangen. Damals war es so, heute ist es nur noch schöne Erinnerung, dass um die Teiche herum viele, wenn auch kleine Flächen von landwirtschaftlicher Tätigkeit zeugten. Es war ein kleines Paradies, welches von weitläufigen Weideflächen umgeben war.

Weil aber Veränderungen im Leben doch am beständigsten sind, haben wir heute um die Teiche herum wieder Gras – und Weideland. Ein Teil davon ist eine Feuchtwiese. Gemeinsam mit den beiden Teichen bilden sie ein kleines Biosphärenreservat. Gepflegt wird dieses Reservat vom Naturschutzzentrum Erzgebirge, gemeinnützige GmbH. Am Sauwald 1; 09487 Schlettau OT Dörfel. Mitglieder des Naturschutzzentrums haben den Damm des unteren Teiches geschlossen und an beiden Teichen den Auslauf und den Überlauf fachmännisch hergerichtet. BILD 2

Jetzt haben Pflanzen und Getier, welches sich am und im Wasser wohlfühlt, ein schönes Zuhause. Fische werden in diesen Teichen bewusst nicht eingesetzt.

Eigentlich muss man um zwei stinknormale Teiche gar kein großes Wesen machen. Mich interessierte aber die Geschichte dieser Teiche. Auch Teiche haben eine Historie, auch wenn es dafür keine Belege gibt. Der Grundbesitz der Kirche zu Wildbach, der Bau der neuen Kirche, die Meilenblätter von Sachsen und Messtischblätter von vor 1945 werden Eckpfeiler meiner Überlegung sein. Üblicherweise möglich.

Wenn ich bei einer meiner Wanderungen oder nach einem Spaziergang auf dem Areal unserer Burgruine eine Rast einlege, kommen bei mir die verschiedensten Gedanken auf. Irgendwann machte ich mir Gedanken über die große Überdeckung des eigentlichen Burghof mit Erdmassen.

Für mich stand fest, es sind Erdmassen welche beim Aushub der Baugrube unserer Kirche angefallen sind. Wenn dann noch Steine für den Kirchenbau als Rückladung mitgenommen wurden, war das ein nützlicher Effekt.

Sinnvoll und nützlich kann es aber auch sein, wenn man damit auf eigenem Grund und Boden Verbesserungen erzielt. Durch Profilierung konnten unerwünschte Geländestrukturen behoben werden. Die Fläche hinter dem Pfarrholz bot sich dafür. Darüber hinaus bot die dortige Feuchtwiese ausreichend Wasser. Man erkannte, dass dort Teiche ganzjährig mit Wasser gespeist werden konnten. Ebenso erkannte man, dass der Lehm und Tonboden für den den Bau eines Teiches gut geeignet ist.

Nach der Abstimmung zwischen Pastor, Pächter und Gemeindevorstand war der Bau der beiden Teiche eine beschlossene Sache. Die Teiche, als Fischteiche angelegt, brachten für viele auch Nahrung.

 


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Ende Mai 1804 war der Baugrund für den Bau unserer Kirche komplett ausgehoben. In diesem Jahr können auch die beiden Teiche entstanden sein. Es ist aber auch denkbar, dass das Folgejahr in Betracht kommt, nämlich dann, wenn ein Haufwerk angelegt wurde. Den Beleg, dass nur diese beiden Jahre in Betracht kommen, liefern uns die Meilenblätter von Sachsen.

„Die Meilenblätter sind das Ergebnis der von 1780 bis 1806 durchgeführten topographischen Landesaufnahme von Sachsen. Diese wurde unter F. L. Aster, dem späteren Leiter des Ingenieurkorps der sächsischen Armee, auf der Grundlage der Triangulation als Messtischaufnahme vorgenommen.“

Auf dem Kartenausschnitt sind die beiden Teiche gut zu erkennen. Auch die Kirche ist mit umliegenden Gebäuden dargestellt. Die Wege sind als dünne Fäden vorhanden. Bild 3


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Die Dammkronen der Teiche sind befahrbar gestaltet. Die harmonisch geschwungene Dämme zeugen vom Sachverstand derer, die sie gebaut haben. Auch wenn der Kirchenbaumeister Lohse nicht direkt am Bau beteiligt war, darf man doch annehmen, das einer seiner Gesellen den Bau der Teiche leitete.

Es ist uns in Erinnerung geblieben, dass der untere Teich trocken lag. Die Ursache dafür kann nicht mit Sicherheit ergründet werden. Wir wissen auch nicht, wann der Damm geöffnet wurde. Bild 4

Informationen dazu könnten wir durch alte Karten erhalten. Auf einem Messtischblatt von vor 1945 ist der untere Teich schon nicht mehr eingetragen. Auch eine Karte von 1917 zeigt uns nur einen Teich. Wir müssen uns damit begnügen, wissen aber, dieser Teich lag über 100 Jahre trocken.

 

Wildbach, Dezember 2022

Jürgen Hüller