Der Weisestein

  Weisestein Meilenblatt

 

Dieser Beitrag bewegt sich, genau wie der Artikel
„Ein ganz geheimer Transport in den Poppenwald“ zwischen absoluter Realität und Aussagen die eine reale Grundlage haben, doch nicht bis ins Detail bewiesen werden können. Jenseits der Mulde, auf dem Gelände des Schachtes 371, dort wo die Wildbacher in früherer Zeit in die Himbeeren gingen finden wir den Flurnamen „Weisestein“. So kann man ihn in den Sächsischen Meilenblättern lesen. Diese Schreibweise ist auch die Richtige. Für die Wildbacher war er auch als „Weißer Fels“ geläufig. Der Weisestein wurde aber auch speziell in Messtischblätter, die im Wesentlichen vom Militär genutzt wurden, als Weißer Stein bezeichnet. Diese falsche Schreibweise wurde häufig übernommen. Die Verbindung mit der Farbe Weiß wird der sachlichen Aussage des Steins nicht gerecht.

Ein Weisestein ist im herkömmlichen Sinne ein Wegweiser, kann aber auch ein Hinweiser auf eine bestimmte Stelle oder Sache sein. Der Weisestein, um den es hier geht ,stand oder lag an einer Wegkreuzung. Richtungspfeile und Namen der Ziele waren in den Stein eingemeißelt bzw. aufgemalt. Kehren wir nun in den Poppenwald zurück. Hier treffen wir auf den Betonstein, der ebenfalls ein Weisestein ist. Erwähnt habe ich diesen schon im oben genannten Beitrag. Unter Altholz und Laub wurde er bei einer Suchaktion 2018 beiläufig entdeckt. Da man sich sicher war, dass es kein Kabelstein ist, wurde über den Sinn und die Aufgabe des Stein nicht weiter nachgedacht.
Heute weiß ich, dass dieser Stein ein Weisestein ist. Es ist ein Betonstein, der auf den oberhalb des Mühlweg befindlichen Einlagerungsstollen verweist.

 


Weißer Stein

Betonstein mit "NK" im Laub

 


Dieser Stein war an allen sichtbaren Seiten mit Moos und Flechten bewachsen. Die behelfsmäßig gesäuberte Stirnseite brachte Einkerbungen ans Tageslicht. NK
Was sollen diese beiden Buchstaben bedeuten? Welche Hinweise geben sie uns? Der Buchstabe K zwang dazu, nochmals in einschlägigen Karten nach Kabel zu suchen. Es gab nirgends einen Hinweis. Auch durch die Wünschelrute gab es keine Anzeige.
Denkt man in Richtung geheimen, stark gesicherten Transport von brisantem Inhalt oder Material d.h. an Hochtechnologie, kommt man zu einem ganz neuen Ansatz.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das N für Nuklear im weitesten Sinne des Wortes steht.

Wie bekannt ist, inspizierte der SS-Obergruppenführer Hans Kammler im Juni 1944 die Forschungsarbeiten im „Powenzbunker“. Dieser Kammler war Leiter von Bau- und Rüstungsprojekten im Dritten Reich. Er war zuständig für die sichere Untertageverbringung rüstungswichtiger Anlagen und die Sicherung kriegswichtiger Objekte. Das im Betonstein eingemeißelte oder als der Beton noch nicht fest war, eingedrückte N und K verweist eindeutig auf Kammler. Daraus lässt sich Schlussfolgern, dass hier wichtige Gegenstände, Dokumente zur Forschung an der Atombombe und Konstruktionsunterlagen der Amerikarakete, einer Langstreckenrakete mit nuklearen Sprengkopf, eingelagert wurden.

Zu dieser Zeit wusste fast jeder, dass der Krieg verloren war, das Dritte Reich zerstört am Boden lag. Man musste sich damit abfinden. Doch es gab in Kreisen der SS, der Wehrmacht, der Politik und auch der Wirtschaft den festen Glauben und die Hoffnung an ein kommendes Viertes Reich. In dieses Vierte Reich musste soviel wie möglich hinüber gerettet werden.

Dieser Weisestein wurde in Thüringen gefertigt. Er wurde mit dem streng bewachten Lkw-Konvoi in den Poppenwald gebracht. Nachdem der Stollen verschlossen war, das Gelände so getarnt hergerichtet war, dass von Arbeiten an dieser Stelle nichts mehr zu erkennen war, wurde als letzte Arbeit der Weisestein gesetzt.

Mit dem Eintreffen der SS-Männer wurde nur noch ein ausgewählter Teil der Internierten für die Arbeiten am Stollen eingesetzt. War es Zufall oder war es Absicht, diese 18 Männer waren alle sowjetische Kriegsgefangene. Sie wurden auch in der Unterkunft von anderen Personen abgeschirmt.

Am 14. April wurden die sowjetischen Kriegsgefangenen letztmalig zur Arbeit in den Poppenwald geführt. Ob sie an diesem Tag noch wesentlich Arbeit verrichten mussten, ist nicht verbürgt. Eines scheint aber sicher zu sein, sie mussten am selben Tag über den Mühlweg in Richtung Niederschlema marschieren. Dort wurden sie an diesem 14. April 1945 am Osterlamm-Stollen erschossen. Für die Geheimhaltung bestimmter Maßnahmen, nicht nur dieser, ging man auch über Leichen.

18 Rotarmisten sollten noch viele, viele Jahre nach ihrer Ermordung eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit dem Denkmal am Kohlweg spielen.

Hier treffen wir auf eine Analogie, zu den Weisesteinen. Die erste sachlich richtige Aussage, wurde durch Spekulationen, anderen Denkansätzen und in die Irre führenden Recherchen in eine heute gültige, aber falsche Darstellung umgewandelt.

Hier ruhen 83 KZ-Häftlinge
und 18 Sowjetsoldaten
ermordet von den Faschisten
im April 1945
ihr Tod ist uns Mahnung
und Verpflichtung

Hierzu eine Passage aus „Rätselhafter Poppenwald“:

Als später die Gedenkstätte am Kohlweg errichtet wurde, standen die Denkmalmacher vor einem Problem: Sie mussten die 18 zusätzlichen Toten erklären. Die Wahrheit war weniger heroisch. Weglassen konnten sie aber die Soldaten des Großen Bruders aber schwerlich. Man entschied sich für eine Inschrift, die zwar nicht der Wahrheit entsprach, aber ins propagandistische Konzept passte.“

Als Wahrheit gilt heute, weil diese Wahrheit im Gemeinderat Bad Schlema beschlossen wurde:

Hier ruhen 83 KZ-Häftlinge, ermordet
von der SS am 14. April 1945
und nachträglich beigesetzte sowjetische
Soldaten und Zivilisten.
Die Opfer mahnen.

Diese Inschrift wird als politisch korrekte und sachlich richtige Aussage verkauft.

Im Alltag gebraucht man häufig die Aussage: Der erste Eindruck ist der Beste. Das trifft nicht immer zu, kommt aber ab und zu doch vor. In Falle des Mahnmals sowieso.

Die 18 sowjetischen Kriegsgefangenen kamen auf dem Mühlweg im Poppenwald nochmals an ihrer letzten Arbeitsstelle vorbei. Über den Mühlweg in der Ortslage von Schlema kamen sie schließlich im Gebiet des Osterlamm-Stollens an. Das war um ca. 10 Uhr. Hier gelang es einer Privatperson, kurz vor Ende ihres Marsches, ein Foto zu machen. Der Marsch wirkte recht forsch und die Gefangenen stabil. Sie waren in dem Glauben, an einer neuen Arbeitsstelle zu sein. Das war ein tödlicher Irrtum.

Sie wurden kurzerhand erschossen. Da lagen dann die 18 Menschen, teilweise noch in Klamotten, die man der Roten Armee zuordnen konnte. Sie lagen schon vor Ort bevor die erschossenen KZ-Häftlinge hier her gebracht wurden.

Die erste Inschrift am Denkmal war somit korrekt.

Wildbach, Dezember 2021
Jürgen Hüller