Eine Trockenmauer im Poppenwald
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Trockenmauern kann man ja sonst wo finden, trifft man so eine Trockenmauer im Poppenwald, kommt in einem schon das Gefühl eines geheimnisvollen und rätselhaften Hintergrundes hoch. Man denkt in allen Richtungen und ist voller Hoffnung die richtige Erklärung zu finden. Da man ja nicht der Einzige ist, der diese Trockenmauer kennt, bleibt es nicht aus, dass sich zum Thema ausgetauscht wird. Im konkreten Fall ohne einvernehmliches Ergebnis. |
Ist sie ein Überbleibsel aus der Zeit des Altbergbaus, wohl kaum. Kann sie eine Hütte getragen haben, die Waldarbeitern, Pechern und anderen im Wald tätigen Personen als Unterkunft diente, eher nicht. Hat die Hütte gar die Organisation Todt errichtet, auch nein, denn sie hatte ja ihre Baracke am Weg zum Schulholz und in deren Nähe ihre Zelte. Stellen wir erst einmal die Nachforschung, wer das Gebäude gebaut hat, dessen Grundmauer man zum Glück noch erkennen kann, hinten an. Als ich diese Trockenmauer vor ca. 60 Jahren zum ersten Mal sah, waren ihre Konturen noch relativ gut zu erkennen. Heute ist durch handgreifliche Untersuchung und auch durch den Zahn der Zeit deutliche Beeinträchtigung zu erkennen. Die Abmessung lässt sich aber noch ganz gut ermitteln. Mit einer Grundfläche von ca. 30 Quadratmeter hatte das Gebäude eine respektable Größe. Finden kann man die Trockenmauer unterhalb des Hügels der Turmhügelburg in Richtung des Wildbachs.
In Reimanns Büchern war die Freimaurerei ein zentrales Thema. Weil das Gebäude nirgendwo anders einzuordnen war, darf man es auch auf dieser Schiene versuchen und Fahrt aufnehmen. |
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Trockenmauer Bild 1
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Am 8. April 1863 wurde in Zwickau die Loge „Bruderkette zu den drei Schwanen“ gegründet. Eigentümer des Poppenwaldes war die Zwickauer Kirche. Es war auch höchstwahrscheinlich, dass Kirchenbeamte zu den Brüdern gehören. Das Forsthaus war nicht nur Wohnhaus der jeweiligen Försterfamilie, sondern auch Erholungsheim für Kirchenbeamte. Sehr früh nach Gründung der Loge, wurde 1865 das Gebäude, dessen Trockenmauer wir noch kennen, als „Außenstelle“ in freier Natur errichtet. Die Revierförster des Poppenwaldes waren alle Logenbrüder. Freimaurer war auch Gustav Wyst. Zwei bekannte Namen, die oftmals mit dem Poppenwald genannt werden, sind Willy Brunner und Paul Lorenz. Brunner war Jagdpächter im Poppenwald und Lorenz wurde uns als Hüter des Waldes bekannt gemacht.
Beide Männer waren in der Loge „Bruderkette zu den drei Schwanen“ Meister vom Stuhl. Der Meister vom Stuhl ist der Vorsitzende der Loge. In der Regel wurden sie für zwei Jahre von den Mitgliedern der Loge gewählt. Willy Brunner war 1913 bis 1915 Meister vom Stuhl. Paul Lorenz löste ihn ab, und übte diese Aufgabe bis 1917 aus. Im Jahre 1935 wurden die Freimaurer Logen offiziell verboten. |
Trockenmauer Bild 2
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Sie lebten aber unter anderem Namen weiter. Die Loge in Zwickau nannte sich fortan „Verein Schlaraffia zu Zwickau.“ Die Mitglieder bezeichneten sich selbst als Schlaraffen. An der letzten Zusammenkunft nahmen acht Personen teil, darunter neben Willy und Gottfried Brunner zwei ehrenwerte Bürger Wildbachs, deren Namen mir bekannt sind. Für Zusammenkünfte wurde das Gebäude bis Mai 1945 genutzt. Dann wurde es abgebaut. Die Trockenmauern blieben.
Aus dieser Zeit sind uns aber nicht nur die Trockenmauern geblieben. Der Bismarckstein, kein lupenreines Freimaurersymbol, kann den Einfluss der Freimaurer nicht leugnen. Das Winkelmaß ist oder war in verschiedenen Bäumen eingeritzt und auch die vielen Kreise an den Buchen zeugen u. a. von den Freimaurern.
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Bismarkstein |
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Lorenzstein und Königlich-Sächsischer Halbmeilenstein (rechts)
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Der Lorenzstein wurde 1933 gesetzt. Das war noch zur Lebenszeit des Paul Lorenz. Gesetzt wurde der Stein auf Veranlassung seiner Logenbrüder. Gewürdigt wurden damit seine Verdienste um den Wald.
Eine weitere Hinterlassenschaft der Freimaurer oder Schlaraffen sind die ihnen zu zuordneten Erddepots. Von den insgesamt 16 Erddepots, die im Poppenwald vorhanden sind, wurden 6 Depots von ihnen angelegt. Davon sind 3 Depots geräumt worden. Die restlichen 3 Depots kann man noch unberührt finden. Wer möchte, und sich in der Lage fühlt, hat noch viele Möglichkeiten, die Rätsel des Waldes zu lösen.
Wildbach, November 2019
Jürgen Hüller
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Jagdpächter an einer Futterkrippe |
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