Der Poppenwald – die Geschichte um seinen Namen

 

Haben sie sich schon einmal Gedanken über die Herkunft des Namens Poppenwald gemacht?

Ich bin mir sicher, dass auch Spaziergänger schon darüber nachgedacht haben, wie dieser schöne, historisch interessante und manchmal auch mystisch wirkende Wald zu seinem Namen kam. Aber nicht nur Erholungssuchende, sondern auch Heimatforscher, Autoren von Bücher und Verschwörungstheoretiker denken mehr oder weniger tiefgründig über die Herkunft des Namens nach. Ich will hier den Versuch unternehmen etwas tiefer in die Geschichte des Namens vorzudringen; wohl wissend mit meinen Gedanken und Argumenten auf den Widerspruch der gültigen Lehrmeinung zu stoßen, und letztendlich nur ein offen bleibendes Ergebnis zu erreichen.

Ausgangspunkt unserer Betrachtung soll eine Eintragung in der Zwickauer Chronik für das Jahr 1478 sein:
„Am 24. März diesen Jahres kaufte Martin Römer von Friedrich von Schönburg zu Glauchau das Poppenholz bei Wildbach mit den Gerichts -und Jagdrechten, außer der hohen Jagd für 600 Gulden. Er schenkte es zur Hälfte dem Georgen Hospital, dass 1515 für 320 Gulden auch den Rest des Poppenholz in seinen Besitz brachte.“
Der 24. März 1478 bestätigt uns urkundlich und somit unumstößlich, dass der Namen Poppenholz schon vorher für diesen Wald aktuell war.

Ehe wir uns auf den Weg in die Vergangenheit unseres Waldes machen, „begleiten“ wir das Poppenholz bis in die Gegenwart.

Im Kirchenbuch von Wildbach ist für das Jahr 1632 folgende Eintragung zu lesen: „Nicol Rudels Sohn wurde wegen des gewesenen Aufruhrs (30-jähriger Krieg) im Poppenhölzer Forsthaus getauft.“

Auch in den Sächsischen Meilenblättern (um 1790) ist der Flurname Poppenholz noch vorhanden. Anfang des 19. Jahrhunderts scheint es, dass der Namen Poppenholz in Poppenwald gewandelt wurde. Finden wir doch in Schumanns Post –und Zeitungslexikon von 1828 nach folgende Bestätigung dafür:
“… verbreitet sich der dem Zwickauer Gotteskasten gehörige Poppenwald oder Poppenholz, wo einsam ein Jäger wohnt.“

Im Jahr 1855 wurde der Poppenwald vermessen und forstlich kartiert. Der Titel und Text dieser Karte lautet:

Zwickauer Kirchenwaldung
Der Poppenwald
Aufgenommen von der Königl. Forstvermessung in Sachsen 1855

Hier wird nur noch der Name Poppenwald verwendet. Dies wird auch die Zeit gewesen sein, in der das Gebiet des Poppenwaldes den Status eines selbständigen Gutbezirkes erhielt. Wie weit diese Selbständigkeit ging kann man u.a. im Schriftverkehr des Försters Unbescheid erkennen, den er während des zweigleisigen Ausbaus der Eisenbahnstrecke Zwickau – Schwarzenberg um 1900, führte. Neben der amtlichen Bezeichnung „Forstrevier Poppenwald“ verwendet er auch, aus gegebenem Anlass, die Bezeichnung „Polizeirevier Poppenwald.“ Unbescheid war der Vorgänger des bei älteren Wildbachern noch bekannten Artur Praus.

Eine obskure und auf Quote und Nervenkitzel angelegte Namensfindung mutet der Schatzsucher Dietmar Reimann unserem Poppenwald und den geneigten Lesern seiner Bücher zu.

Karl Wilhelm Popp, Oberforstmeister am Hofe des Fürsten von Sachsen – Gotha – Coburg, wollte 1854 Amalie von Herder aus Schneeberg heiraten. Popp war Katholik, sie war evangelischen Glaubens. Um die Hochzeit zu ermöglichen änderte die Domkirche Zwickau Popp`s Konfession. Aus reiner Dankbarkeit schenkte die Familie Herder der Domkirche den Wald, der ab diesem Zeitpunkt Poppenwald heißt. Wie die Familie Herder in den Besitz des Poppenwaldes kam erklärt Reimann ganz gelassen, sie erben ihn vom Zwickauer Amtmann Martin Römer. So leicht wird man Besitzer eines der schönsten Mischwälder des Erzgebirges und der Poppenwald weiß woher sein Namen kommt. Wenn dann noch Albert Popp die Bühne betritt bezweifelt keiner seiner Anhänger die Namensherkunft.

Nach dem relativ leichten, mit historischen Fakten belegten Gang in die Gegenwart wollen wir nun tief in die Vergangenheit unseres Waldes blicken. Ob dabei das Ziel, das Rätsel des Namens zu lösen, erreicht wird, steht in den Sternen.

Es liegt nahe, dass unser Dorf Wildbach und das Klösterlein Zelle zu den Namensgebern gehören könnten. Wildbach wurde als Kirchdorf mit doppelseitigen Waldhufen angelegt. Die Mittelhufe war Kirchenlehen. Ein weiterer Anspruch auf Grund und Boden konnte also nicht erhoben werden. Wildbach scheidet mit großer Sicherheit als Namensgeber aus. Eine Gleichsetzung des Poppenholzes mit Pfaffenholz verbietet sich ebenfalls, weil man hierzu den Popen, Geistlicher der orthodoxen Ostkirchen, heranziehen müsste. Etwas anders kann es beim Klösterlein Zelle liegen. Das 1173 urkundlich erwähnte Kloster liegt im Bistum Naumburg und unterstand dem Naumburger Mutterkloster. Die Liste der Pröpste des Klösterlein Zelle ist zwar nicht vollständig, aber von den bekannten Namen kommt keiner der Pröpste als Namensgeber in Frage, zumal das Poppenholz nicht im Besitz des Klosters war.

Dass das Poppenholz seinen Namen von Menschen, die zum Kloster mussten, erhielt, ist momentan nicht auszuschließen. Der wichtigste Weg ins Kloster soll an dieser Stelle Erwähnung finden.

Vom Zwickauer Land kommend querte er die Mulde bei der Burg Stein. Dem „Sanften Heinrich“ empor, dort erkennen wir noch mehrere alte Hohlwege, zog er in Richtung unserer Kirche. Hier stand sicherlich eine Wegekapelle. Darum steht unsere Kirche dort und nicht in der Dorfmitte. Der Vogelherd als Standort einer Turmhügelburg oder einer Warte, diente u. a. dem Wegeschutz und unterstreicht den hohen Rang dieses Weges. Von der Kirche aus ging es ohne Umwege über den Wildbach hinweg auf die Höhe. Die Warte auf dem Wacholderberg war ein weiterer Wegbegleiter. Die Strecke ins Borbachtal weist ebenfalls beachtliche, nicht mehr genutzte alte Hohlwege auf. Am Fuß des Schafberges vorbei zog er in Richtung Kloster. Der Muldenübergang ist in den Sächsischen Meilenblättern eingezeichnet.

Diesen Weg nahmen Mönche, Pilgerer, hohe kirchliche Würdenträger, Adlige und ihr Gefolge. Aber auch Händler, Handwerker und Fronbauern nutzten diesen Weg. Aus dieser Menschengruppe könnte das Poppenholz seinen ursprünglichen Namen erhalten haben. Ursprünglich aus dem Grund, weil die Hochdeutsche Lautverschiebung und die ungeregelten Schreibweisen ein und desselben Namens im Laufe der Jahre einen anderen Namen hervorbringen konnten. Allein unser Wildbach wurde in historischen Schriften, wie mir bekannt ist, in fünf unterschiedlichen Schreibweisen genannt.

An dieser Stelle wollte ich eigentlich einige, mehr oder weniger sinnvolle, abschließende Sätze, schreiben. Es kommt aber anders. Ein Heimatfreund aus Fröbersgrün, dem ich bei einer seiner Anfragen helfen konnte, schickte mir die Broschüre „800 Jahre Land der Vögte.“ In dieser Broschüre ist eine Urkunde des Klosters Mildenfurth aus dem Jahre 1209 zu finden, welche die Ausstattung des Klosters zum Inhalt hat.

Auszug aus der Chronik: „Und damit in Zukunft diese Tat unserer Widmung ohne zu brechen gelten möge, haben wir uns bemüht durch Aufdruck unseres Siegels (Heinrich Vogt von Weida) und das Zeugnis ehrbarer Männer zu festigen.“

Zu diesen ehrbaren Männern gehörte auch ein Burgmanne namens Poppo. Burgmannen gelten als ritterbürdig, d.h. sie waren den Rittern gleichgestellt. Beim Lesen dieses Namens kam blitzartig der Gedanke, Poppenholz, Holz des Poppo? Liegt hier der Schlüssel zu Lösung der Namensherkunft? Ist der Namen Poppenholz der Beweis dafür, dass unser Territorium, die Herrschaft „Isenburg“/Wildbach, zum Besitz der Vögte gehörte?

Vorstellbar ist das, denn die Grenzziehung, in der Zeit der Kolonisation, erfolgte im wesentlich nach natürlichen Gesichtspunkten. Dazu gehörten Flüsse und markante Berge. Die Mulde wird somit eine realistische Ostgrenze des Reichs der Vögte. Auf der „Isenburg“ saßen also Lehnsmänner der Vögte? Diese Lehnsmänner könnten auch dem Templerorden oder dem Deutschen Orden angehört haben. Während Beziehungen zu, oder Schenkungen an den älteren Templerorden urkundlich nicht belegt sind, verhielt es sich mit dem Deutschen Orden ganz anders. Der vollständige Name des Ordens lautet:

„Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens zu Jerusalem.“

Dieser Orden wurde wie der Johanniterorden und der Templerorden im Heiligen Land gegründet. Schon früh fasste der Orden Fuß im Vogtland. Er erlangte hier große Bedeutung. Die Vögte von Weida, Gera und Plauen förderten ihn. Vogtländische Adlige und auch Mitglieder aus den Familien der Vögte traten ihm bei. Sie begleiteten über viele Jahre führende Positionen im Orden.

Die Möglichkeit, dass der Namen Poppenholz von einem Adligen stammt, der auf der „Isenburg“ saß, hat eine sehr realistische Grundlage.

Wenn man einmal von „Poppo“ infiziert ist muss man weiter auf die Suche gehen. Ich habe mich in “Johann Heinrich Zedlers Großes vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste“ informiert. Es ist erstaunlich wie viel Persönlichkeiten mit dem Namen Poppo zu finden sind. Namentlich genannt werden u. a. ein Erzbischof zu Trier, zwei Bischöfe zu Bamberg, ein Bischof zu Brixen, ein Bischof zu Metz, ein Bischof zu Passau, ein Bischof zu Paderborn, ein Bischof zu Schleswig, ein Bischof zu Tull und zwei Bischöfe zu Würzburg. Meine Hoffnung einen Bischof zu Naumburg unter den Poppos zu finden erfüllte sich nicht. Unser Gebiet gehörte zum Bistum Naumburg, da wäre es naheliegend, dass ein Naumburger Bischof Pate für den Namen Poppenholz stand. Welcher Bischof könnte dann in Frage kommen? Aus geografischer Sicht kommen augenscheinlich die Bischöfe zu Bamberg in die engere Wahl. Um etwas mehr Kenntnisse zum Bistum Naumburg zu erlangen, habe ich in „Germania Sacra – Das Bistum Naumburg“ recherchiert.

In der territorialen Beschreibung des Bistums kann man sinngemäß folgendes Erfahren. Die nordwestliche Abdachung des Gebirges (Erzgebirge) gehört zweifellos zum Bistum. Die Christianisierung aus Richtung Naumburg hätte an den Oberläufen der Flüsse erst spät eingesetzt. Aus westlicher Richtung wäre das Missionswerk des Bistums Würzburg schon viel früher tätig geworden. Da das Missionswerk des Bistums Würzburg ausdrücklich genannt wird, ist auch ein Wirken in unserem Territorium anzunehmen. Ehe wir näher auf die Missionierung der Slawen in unserem Gebiet eingehen, sei am Beispiel des Bischof Poppo zu Schleswig dargestellt, wie ein Wald durch die Christianisierung der Heiden zu seinem Namen kommen kann. Was über diesen Bischof in „Zedlers Universallexikon“ zu lesen ist, will ich hier ungekürzt niederschreiben.

„Poppo, der vierte Bischof zu Schleswig, saß 45 Jahre, von 984 bis 1029. Er war friesischen Geblüte entsprossen. Wofern er dem Dänischen König Harald VIII und seinen Sohn Sven Otto II, allbereit 945 getauffet hat, wie von ihm geschrieben wird, so muß er über 100 Jahre alt geworden sein. Als er einst bey Hofe war, so disputierte man in Gegenwart des Königs von der Gottheit Christis. Wie nun die Dänen sagten Christus möchte wol ein Gott seyn, er müsste aber gegen die anderen Götter das Nachsehen haben, weil sie sich durch viel größere Wunder bey den Menschenkinder hervorthäten; so fragte der König diesen Poppo, ob er sich getrauete, die Wahrheit der Christlichen Religion durch ein Wunder zu bestätigen? Wozu sich Poppo alsbald bereit finden lassen. Es variiren zwar in dieser Erzehlung die alten Scripenten; denn einer schreibet, er habe in Gegenwart des Königs ein ungemein großes Eisen getragen; der andere, er habe glüende Handschuhe, ohne Verletzung der Finger, angezogen; der dritte, er habe ein Hemde mit Wachs überzogen, auf dem bloßen Leibe, ohne den geringsten Schaden anzünden und zu Asche verbrennen lassen. Auch die Zeit dieses Wunderwercks ist nicht ausgemacht, weil es einer unter dem König Harald VIII, und der andere unter seinem Sohn Sven-Otto II geschehen zu seyn, versichert; doch eines oder des anderen Umstandes wegens darff man die Sache an sich selber nicht alsobald in Zweifel ziehen, und es kan seyn, da0 sich alle drey Wunder zu unterschiedenen Zeiten zugetragen haben. Es hat dieser Poppo ferner auch zwischen Schleswig und Flensburg in einem Holtze sich aufgehalten, und das Wort Gottes geprediget, welches Holtz nach seinem Namen genennet worden, siehe Popholtz; hiernächst hat er sich des nicht weit davon fließenden Strohms bedienet, die Neubekehrten zu tauffen.“

„Popholtz, ist eine Holzung in dem ehemals also genannten Lande Angeln, um die Gegend Schleswig, allwo der Dänen Apostel, Poppo, lange Zeit seinen Aufenthalt gehabt, und daselbst täglich das Wort Gottes gepredigt; dahero auch diese Gegend nach seinem Namen genennt worden. Nicht weit davon, zwischen Schleswig und Flensburg, flüsset die kleine Aue Hilligenbeck, das ist der heilige Bach genannt, welcher, nach einstimmigen Zeugnissen vieler bewährter Scripenten, ebenfalls von gedachtem Poppo den Namen bekommen, weil er sich dieses Wassers als eines Jordan bedienet, nur viele neubekehrte Heyden zu taufen.“ Nach dem Lesen dieses Textes kann ich Archimedes gut verstehen, der nachdem er in der Badewanne, das nach ihm benannte archimedische Prinzip entdeckt hat, mit dem Ausruf „Heureka – Ich hab´s gefunden“ nackt durch die Stadt lief. Nackt durchs Dorf laufen wollte ich nicht, aber „Heureka“ habe ich auch gerufen. Einen Bruder unseres Poppenholz zu finden, ist eine spannende Sache, viel spannender als das in den letzten Jahren um den Poppenwald gemachte, oftmals unsinnige Spektakel.

Wir sind bei der Namenssuche einen großen Schritt vorangekommen. Ob es auf unserem Gebiet ein ähnliches Szenario gab, muss zumindest in Ansätzen belegt werden. Weil, wie schon erwähnt, das Würzburger Missionswerk die Christianisierung bei uns vorantrieb, richten wir unser Hauptaugenmerk auf die Würzburger Bischöfe.

  • Arno zu Würzburg 855 – 892
  • Poppo I. zu Würzburg 941 – 981
  • Poppo II. zu Würzburg 981 – 984

Von diesen Bischöfen spielt Arno zu Würzburg, obwohl er vom Namen her nicht richtig hinzu passt, eine wichtige Rolle in der Beweisführung.

Die geopolitische Situation kann für unser Gebiet im handelten Zeitraum wahrscheinlich so beschrieben werden.

Im Zuge der Völkerwanderung verließen die in unserem Gebiet nomadisierenden Hermunduren ihre Heimat. Slawische Stämme, vorrangig Sorben, ließen sich hier im laufe vieler Jahre nieder. Die Sorben betrieben Ackerbau und Viehzucht. Sie beherrschten die Weberei und auch der Bergbau war ihnen nicht fremd. Die Siedlungen der Sorben lagen im Gebirgsvorland. Von hier aus kam es durch die Sorben zu einer intensiven Durchdringung unseres „Erzgebirges“. Zahlreiche Flur –und Gewässernamen, von denen später auch Ortsnamen abgeleitet wurden, beweisen dies. Bergbau, saisonales Waldgewerbe wie Köhlerei, Pechbrennerei, Zeidlerei usw., aber auch Jagd und Fischfang belebten den Wald. Unser Waldland war noch nicht besiedelt aber belebt. Eine große Bedeutung haben, auch für die spätere Besiedlung, die durch das Waldland führenden Straßen, Wege und Steige. Eine wichtige Verbindung vom Siedlungsgebiet der Sorben um Chemnitz zum Siedlungsgebiet im Vogtland war die später als „Fränkische oder Nürnbergische“ bezeichnete Straße. Sie war die Autobahn A72 der damaligen Zeit. Sie wurde von den in Nord/Süd –Richtung verlaufenden „Böhmischen Steigen“ gekreuzt.

Durch das Poppenholz verlief somit eine der wichtigsten Straßen des frühen Mittelalters. Der Stollenweg ist der markanteste Beleg dafür. Die Turmhügelburg, als Bodendenkmal unter „Vogelherd“ registriert, hatte Wegeschutzfunktion und war zugleich Bleibe für Reisende aller Art. Uraltbergbau im und um das Poppenholz zeugt von der Tätigkeit der Sorben in diesem Gebiet.

Der erste Würzburger, der das Poppenholz zu seiner namenlosen Zeit durchquerte war Arno zu Würzburg. Der Bischof wurde von Kaiser Ludwig II. zum Heerführer einer fränkischen Streitmacht berufen. Im Kampf gegen Böhmen, Mähren und Sorben erfocht er mit großer Tapferkeit einen Sieg. Unter Kaiser Arnulf nahm er 892 an einem weiteren Feldzug teil. In der Nähe von Chemnitz fand sein Leben ein jähes Ende. An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch Poppo von Thüringen oder Graf Poppo II. aus dem Geschlecht der fränkischen Babenberger an diesem gescheiterten Slawenfeldzug teilnahm. Er kommt aber als Namensgeber unseres Poppenholzes nicht in Betracht. Dieser Poppo wurde von Kaiser Arnulf von Kärnten wegen Untreue angeklagt. Hauptanklagepunkt war der gescheiterte Slawenfeldzug des Arno zu Würzburg.

Arno zu Würzburg wurde während einer Messe, die er selbst las, von heidnischen Sorben erstochen. Sein Leichnam wurde nach Würzburg überführt.

Wenn hier der Eindruck entsteht, dass die Christianisierung der heidnischen Slawen nur mit militärischen Mittel erfolgte, so täuscht dieser Eindruck. Über viele Jahrzehnte verlief sie im Wesentlichen friedlich. Mönche des Bistums Würzburg setzten die Missionierung im Sinne ihres Glaubens fort. Sie nahmen große Entbehrungen auf sich und mussten oftmals ihr Leben wegen ihres Glaubens lassen. Die Anfänge liegen in der Zeit des Bischofs Poppo I. In unserem Wald wurde in dessen Auftrag eine Einsiedelei errichtet. Von hier aus gingen die Mönche ans Werk. Der Standort war gut gewählt. Ein von vielen begangener Weg, die Nähe der fischreichen Mulde und das schon genannte saisonale Waldgewerbe einschließlich des Uraltbergbaus waren Garantie, dass sie eine große Zahl der heidnischen Sorben erreichen und bekehren konnten. Von hier war es auch nur eine gute Tagesreise bis zu dem Ort, an dem Bischof Arno zu Würzburg starb.

Der Namen Poppenholz hat sich mit großer Sicherheit zu der Zeit herausgebildet als Poppo I. und Poppo II. Bischöfe in Würzburg waren, somit kann unser Poppenwald voller Stolz darauf verweisen, dass er einen über 1000 Jahre alten Namen trägt.

Unser Poppenwald kann das Gedicht „Wer hat dich du schöner Wald…“, welches Joseph von Eichendorff 1810 schrieb, nicht allein beanspruchen. An dieser Stelle soll es aber ihm allein gewidmet sein.

  Wer hat dich, du schöner Wald
Aufgebaut so hoch da droben?
Wohl dem Meister will ich loben
So lang noch meine Stimm erschallt.
Lebe wohl, lebe wohl!
Lebe wohl, lebe wohl, du schöner Wald!

Tief die Welt verworren schallt
Oben einsam Rehe grasen
Und wir ziehen fort und blasen
Das es tausendfach verhallt.
Lebe wohl, lebe wohl!
Lebe wohl, lebe wohl, du schöner Wald!

 

Banner, der so kühle wallt!
Unter deinen grünen Wogen
Hast du treu uns auferzogen
Frommer Sagen Aufenthalt!
Lebe wohl, lebe wohl!
Lebe wohl, lebe wohl, du schöner Wald!

Was wir still gelobt im Walde
Wollens draußen ehrlich halten
Ewig bleiben treu die Alten
Bis das letzte Lied verhalt!
Lebe wohl, schirm dich Gott!
Lebe wohl, schirm dich Gott,
du deutscher Wald!

 

Jürgen Hüller
Wildbach, Dezember 2012