Die Mühle der Herrschaft „Isenburg“/Wildbach

 

Im ausgehenden 12. Jahrhundert bildeten sich in unserer Gegend, durch die Mulde getrennt, zwei Rodungsherrschaften. Östlich der Mulde die Herrschaft Hartenstein und westlich der Mulde die namenlos gebliebene Herrschaft „Isenburg“/Wildbach. Das Territorium erstreckte sich von Weißbach über Lerchenberg, Langenbach, Wildbach bis nach Schlema. Südlich davon gehörten noch die Fluren bzw. Dörfer Griesbach, Lindenau, Scheibe und Schneeberg dazu. Ausgangspunkt der Besiedlung war das Gebiet um Griesbach. Der dort vorbeiführende

Frühbusser Steig war eine gute Voraussetzung dafür. Griesbach wurde Parochialkirchort und die bei Wildbach errichtete „Isenburg“ wurde Verwaltungszentrum. An den Flanken der Herrschaft wurden Wehranlagen errichtet. In Weißbach ist es die heute unter der Bezeichnung

„Rommelsburg“ bekannte Wehranlage. In Schlema ist die Lage nicht so klar. Geht man davon aus, dass das frühe Schlema im Tiefen-O und im Bereich des jetzigen Eisenbahntunnels zu finden ist, lässt sich schlussfolgern, dass die dort bis heute noch bekannte Bezeichnung „Burg“ auf eine alte Wehranlage verweist.

Nachdem die Vermessung und Aufteilung der Hufen erfolgt war, konnte nach erfolgter Rodung auf dem kargen Boden mit dem Getreideanbau begonnen werden. Zur Verarbeitung des Getreides wurde eine Mahlmühle gebraucht. Für die relativ kleine Herrschaft mit ihren ca. 1500 Bewohnern und den sehr kargen Ernteerträgen reichte eine Mühle. Wichtig für den Standort einer Wassermühle sind das Vorhandensein von ausreichend Wasser, eine zentrale Lage und eine geringe Entfernung zur Burg. Dieser Standort wurde auch gefunden. Alle Mahlgäste der Dörfer hatten einen fast gleich weiten Weg zur Mühle. In der Chronik von Langenbach beschreibt uns Paul Dost den Standort unserer Mühle und ihre Zugehörigkeit.

„Der Hang, der den Übergang von Nieder - und Oberopritz bildet, und zwar dort, wo die beiden kleinen Bächlein sich zu einem Gewässer vereinen, ist unseren ältesten Einwohnern noch unter den Namen „Mühlleiten“ bekannt. Auch die Steinische Forstverwaltung bezeichnet dieses Waldstück als „Mühlleite“ und den dort vorbeiführenden Weg als „Mühleitenweg“. Der durchbrochene Damm des Mühlteiches und der im Anschluss daran noch vorhandene, ziemlich ebene Platz geben Anhaltspunkte für den Ort, wo einst die alte und jedenfalls älteste herrschaftliche Mühle gestanden haben mag.“

Paul Dost liefert uns auch eine Lageskizze unserer Mühle:

Paul Dost bezieht sich in seiner Aussage auf die Zugehörigkeit der Mühle zur Herrschaft Stein. Er erörtert noch die Möglichkeit, dass Slawen dieses Gebiet urbar machten und somit günstige Voraussetzungen für den Standort der Mühle schufen. Obwohl der Gebietsname „Opritz“ slawischen Ursprungs ist, wurde die Mühle von den Siedlern der Herrschaft „Isenburg“/Wildbach errichtet. Wie lange diese Mühle ihre Arbeit verrichtete, ist nicht gesichert. Auf einer Karte der Reichsgräflichen Schönburgischen Herrschaften und Ämter, um 1750 von P. Schenk erstellt, erscheint die Mühle nicht mehr.

Heute, ca. 60 Jahre nach der Niederschrift des Paul Dost, kann man die wesentlichen beschriebenen Geländeformationen noch erkennen An einem der beiden Bäche finden wir noch einen Teich. Zwischen diesem Teich und dem Standort der Mühle kann man noch die Relikte kleiner Stauweiher vermuten. Diese waren notwendig, um einen sicheren Wasservorrat zu garantieren.

Vor Paul Dost hat schon der Schneeberger Paul Seidel in seinem Beitrag „Verschwundene Flurnamen zwischen Rommels- und Isenburg“ diese Mühle erwähnt. Dieser Artikel stammt aus „Auf des Erzgebirges Höhen“ Nr. 3, eine Beilage der „Zwickauer Neueste Nachrichten“.

Paul Seidel wird uns mit seinen Hinweisen und Fragen noch in weiteren Beiträgen begegnen. Im Zusammenhang mit unserer Mühle müssen wir aber schon jetzt seine Frage nach dem „Mühlberg“ erörtern. Paul Seidel schreibt am Ende seines Beitrags: „Zum Schluß seien aus Wildbach noch zwei Namen genannt, die auch „entwurzelt“ wurden, von denen ich also nicht weiß, welchen Ort in der Flur sie entwuchsen: „Der Mühlberg“ und die „Zigeunerbuche“.

Mit einer gewissen Sicherheit können wir annehmen, dass der Mühlberg im Zusammenhang mit einem Mühlweg gesehen werden muss. Sowohl auf Langenbacher als auch auf Schlemaer Flur, sowie im Poppenwald, finden wir noch heute einen Mühlweg. Der Mühlweg nach Wildbach verlief von der Mühle kommend in Richtung unseres jetzigen Sportplatzes, quert den Kirchenwald entsprechend des noch vorhandenen Waldweges in Richtung Vogelherd und führte dann zum Ortszentrum, der Kirche. Belege für diese Wegeführung sind die parallel zum Sportplatzweg verlaufende „Hohle“ und die Warte bzw. Turmhügelburg auf dem Mühlberg. Der Standort dieser Anlage war der „Vogelherd“. Die gesamte Bergkuppe ist der gesuchte Mühlberg.

Jürgen Hüller

Wildbach, Januar 2011