Einige Merkwürdigkeiten zur Geschichte der Burg Wildenfels

In meinem Aufsatz „Die Isenburg und Dudo von Meineweh“ habe ich in der Schlussbetrachtung darauf verwiesen, dass ich mit Dudo von Meineweh auf Wildenfels sehr einverstanden sein kann. Dudo saß auf unserer Burg Wildenfels. Das der ursprüngliche Namen der Burg „Wildenfels“ ist, bleibt unbestritten. Es wird vielen Lesern schwer fallen dies zu verinnerlichen. Es ist eine bekannte Tatsache, dass man der hundertmal gehörten Falschaussage, der unbewiesenen Behauptung, ja sogar der Lüge, mehr glaubt als der einmal ausgesprochenen Wahrheit. Auch im weiteren Text werde ich viele Sachverhalte anders darstellen, ja richtig stellen.
Man sollte die Tatsache akzeptieren, dass Dudo von Meineweh den Bau der Burg Wildenfels veranlasste. Die Burg wurde von 1154 – 1158 erbaut. Zu den Erbauern zählten Architekten und Steinmetze aus der Bauhütte Groitzsch, Handwerker aus dem Osterland und Bauhelfer aus unserem Wildbach.

Auch die Bewohner unserer noch sehr jungen Nachbardörfer wurden zum Bau hinzugezogen. Wildbach wurde 1137 gegründet, darum darf man annehmen, dass die Bewohner schon Fuß gefasst hatten. Die Erbauer der Burg fanden Unterkunft in der Turmhügelburg auf unserem „Vogelherd“. Die dort stehende Turmhügelburg wurde um 850 errichtet. Durch den Bau der Burg Wildenfels wurde sie nicht mehr benötigt, sie fand um 1170 ihr Ende. Dudo, der von 1132 – 1197 lebte, war beim Bau der Burg im besten Mannesalter. Das Gründungsjahr seiner Herrschaft war 1155. Es war in der Zeit, in der die Burg noch im Bau war. Die Turmhügelburg war ein brauchbarer Ersatz. Die Burg wurde als Höhenburg erbaut.

 
Da aber Architekten und Steinmetze die Niederungsburg Osterfeld, sehr gut kannten, wurden Merkmale dieser Burganlage übernommen. Das beste Zeugnis hierfür ist die räumliche Nähe des Bergfrieds zur Schildmauer. Die Umfassungsmauern der Burg sind 4m hoch und an ausgewählten Stellen mit Sicht - und Lichtschlitze sowie Schießscharten versehen. Der Bergfried hat einen Außendurchmesser von 9,20 Meter und eine Höhe von 17 Meter. Innerhalb der Mauern gab es sechs Gebäude mit unterschiedlichsten Funktionen. Ein Fluchtgang setzte unterhalb des Palas an.

 

Er verlief in einer Tiefe von 4 Meter zum Steilhang in Richtung Burg Stein. Ein Brunnen mit einer Tiefe von 18 Meter sorgte für das nötige Wasser. Er ist aber nicht an der Stelle zu finden, die heute immer wieder genannt und gezeigt wird. Auch Regenwasser und Wasser aus dem Wildbach und der Mulde wurde genutzt.
Etwas Besonderes ist der Turm, der außerhalb der Burgmauer auf einem Plateau stand. Der Turm war 11 Meter hoch und hatte einen Außendurch-messer von 6,50 Meter. Der Turm wurde um 1205 erbaut. Von diesem Turm aus konnte sehr gut der Muldenübergang des wichtigen Fernwegs nach Franken kontrolliert werden.

Nun wollen wir unsere Aufmerksamkeit der Herrschaft „Burg Wildenfels/Wildbach“ widmen. Das diese Herrschaft vor der Fertigstellung der Burg schon existierte ist durchaus möglich. Ich ernenne einfach mal das Jahr 1155 zum Jahr der Gründung. Die Herrschaft „Burg Wildenfels/Wildbach“ gab es also von 1155 bis 1322. Die Burg war über all diese Jahr im Besitz des Geschlechtes von Meineweh. Auf der Burg saßen zu keiner Zeit Raubritter. In ihrer Blütezeit lebten auf der Burg ca. 25 Männer, Frauen und Kinder. Als die letzten Bewohner die Burg verließen, waren es nur noch 8 Personen. Sie schlossen sich den Pilgern aus Würzburg an und zogen gen Westen. Der Ort an dem sie sich niederließen ist leider nicht benannt. Der Hauptgrund, dass die Burg offen gelassen wurde war Nahrungsmangel. Mit dem Nahrungsmangel gehen auch Krankheiten einher. Die aufkommende Klimakrise „Kleine Eiszeit“ mit Unwettern, und niedrigeren Temperaturen, ließen die Ernte auf den ohnehin kargen Böden unendlich klein werden. Zur Herrschaft „Burg Wildenfels/Wildbach“ gehörten die Dörfer (in Klammern das Gründungsjahr):
Wildbach (1137); Langenbach (1162); Operitz (1154 der Ort wurde 1423 Wüstung); Weißbach (1152); Griesbach (1152); Scheibe (1152); Lindenau (1164).

  Auf dem Hoftag zu Goslar am 7. Mai 1173 bekundete Kaiser Friedrich I. auf Bitte des Markgrafen Ottos, Dudos von Meineweh und Meinhers von Werben die Gründung des Augustiners-Chorherrenstiftes Zelle an der Mulde. Die Nennung seines Namens bringt zum Ausdruck, dass Dudo seine Aufgaben als Herr auf Wildenfels wahrnahm. Im Jahre 1188 besuchte der Kaiser die Burg Wildenfels. Er hielt sich 2 Tage auf der Burg auf, das war am 1. und 2. Oktober. Der Kaiser war in der Mark Meißen unterwegs, um seinen Regierungsgeschäften nachzukommen und für den 3. Kreuzzug zu werben.

Dudo nahm mit 2 seiner Gefolgsleute am Kreuzzug teil. Pfingsten 1189 sammelte der Kaiser sein Kreuzfahrerheer auf einem allgemeinen Hoftag bei Pressburg. Dudo kehrte ohne seine Männer, wahrscheinlich 1193 zurück. Im Gepäck hatte er Vorstellungen von antiken Bauelementen und Kenntnisse von Schmelzverfahren und Schmieden von Eisen. Diese Kenntnisse waren ein Alleinstellungsmerkmal der Wildenfelser. Dudo veranlasste um 1195 den Beginn des „bäuerlich-bergmännischen Bergbaus“ auf Eisenerz im Poppenwald. Die jetzt auf der Burg gefertigten Waffen waren den üblichen Waffen ihrer, wenn auch fiktiven Gegner, weit überlegen. Nicht ohne Grund wurden sie von Chronisten noch Jahrhunderte später hoch gelobt. Laut Magister Oesfeld hielten sie sogar einer „Englischen Feile“ stand.

 
Wer jetzt noch daran glaubt, dass die Burg von außen beschossen wurde, sollt darüber nochmals gründlich nachdenken. Nachdem die Burg offen gelassen wurde, kamen Lößnitzer Handwerker um die Burg zu schleifen. Sie entnahmen der Burg alle nützlichen Gegenstände, wie Balken, Dachabdeckung, Türen und Tore, sowie deren Beschläge , Treppen und kunstfertig behauene Steine. Innerhalb der Mauern fanden sie aber auch die qualitativ hochwertigen Pfeil- und Lanzenspitzen. Eine große Menge davon wurde in Lößnitz, lange Zeit später gefunden.
Großes Unheil kam über die noch gut erhaltene Burgruine, als die Schönburger Herrschaft zustimmte, dass Teil des Mauerwerkes gesprengt werden dürfen. Die Steine sollten für den Kirchenbau und den Bau der neuen Friedhofsmauer genutzt werden. Viele Häuserbauer oder Hauseigentümer nutzten die Burg ebenfalls als Steinbruch. Wer dafür Verständnis hat soll es haben, ich habe es nicht.
 
Wildbach, Oktober 2019

Jürgen Hüller