Schaut man von den umliegenden Anhöhen auf
unser Dorf, so bemerkt man auf den ersten Blick, dass Wildbach ein
im Grünen eingebetteter Ort ist. Neben reichlich Obstgehölzen
finden wir aber auch die verschiedensten Laubbäume. Neben den
Kastanien, denen der Kastanienweg seinen Namen zu verdanken hat,
finden wir eine große Anzahl Linden. Bemerkenswert ist die
Tatsache, dass links unseres Dorfbaches die Linden und rechts die
Kastanien überwiegen.
Die Linde hatte schon in alten Zeiten ihre
Bedeutung und Symbolik. So war sie den Germanen heilig und wurde der
Göttin Freya zugeordnet. Viele Orte hatten an zentralen Plätzen
eine Dorflinde. Unter diesen Linden tauschte man Nachrichten aus und
traf sich zur Brautschau. Darüber hinaus hielt man unter der Linde
auch das Dorfgericht ab, somit war sie auch Gerichtslinde.
An vielen Bauernhöfen unseres Dorfes stehen
oder standen diese Linden. In den meisten Fällen wurden sie an der Südwestseite
gepflanzt. Sie dienten als Schattenspender und als blitzableitende Bäume.
Da ihr Holz gut zu bearbeiten ist, wurden aus dem Holz Besteck,
Geschirr wie Teller und Schüssel und andere Schnitzereien
gefertigt. Die Blüten der Linde wurden als Tee benutzt. Getrocknete
Lindenblüten ergeben einen Heiltee, der die Nerven beruhigt und Erkältungen
lindert. Für die Bienenvölker des Ortes waren sie eine wichtige
Nahrungsquelle. Das die Linde auch Baum der Geselligkeit ist, bestätigen
auch unsere ehemalige Gaststätte „Zur Linde“ und die Linden der
Gaststätte „Bergschlößchen“, die hier gemeinsam mit Kastanien
den Biergarten umsäumen.
Linden werden also im wesentlichen aus
wirtschaftlichen Gründen gepflanzt; doch bestimmte Anlässe mit
Symbolcharakter wurden auch zum Pflanzen von Linden genutzt. In
Wildbach haben wir vier Linden, von denen noch drei zu sehen sind,
die aus bestimmten Anlässen gepflanzt wurden.
In zeitlicher Reihenfolge ist als erste unsere „Friedenslinde“ zu nennen. Diese Linde steht an der Schulstraße
nahe unseres Pfarrhauses. Am 18. Juni 1871 wurde im gesamten
Deutschen Reich das Friedensdankfest anlässlich des siegreich
beendeten Deutsch-Französischen Krieges abgehalten. Dies war der
Grund diese Linde im Beisein der gesamten Gemeinde zu pflanzen. In
späteren Jahren wurde sie mit behaglichen Ruhebänken umgeben. Ein
Schild mit folgender Inschrift rief den Vorübergehenden zu:
Wanderer, komm und laß dich nieder,
Ruhe für die müden Glieder;
Winkt dir unser Friedensbaum,
Ziehst erquickt du dann von hinnen
Magst du wandernd dem nachsinnen,
Wo dir winkt die ew`ge Ruh.
Der Heimatverein Wildbach wird um
die Friedenslinde eine umlaufende Bank errichten und die Inschrift wieder darstellen,
um an alte Traditionen anzuknüpfen.
Anlässlich des 1883 gefeierten Lutherfestes
wurden an der Ostseite unserer Kirche durch Schulkinder die beiden „Lutherlinden" gepflanzt. Eine Linde mit dem Namen MARTIN, die andere
mit dem Namen KÄTHE. Diese wurde in jüngster Vergangenheit gefällt,
so dass heute nur noch die Linde Martin zu sehen ist.
Beide Linden wurden mit kleinen verzierten
Bronzetafeln und gleichlautenden Inschriften versehen:
Inschrift der Vorderseite
Gott zu Ehren!
Seinem Knechte Luther zum Gedächtnisse,
Seinem Hause zur Verherrlichung,
Seinem Volke zur Erbauung! |
Inschrift der Rückseite
Der Kirche zu Wildbach
zur 400 jährigen Luther Jubelfeier
am 10. November 1883
geschenkt von der Kirchgemeinde
Wildbach mit Stein |
Zuletzt sei noch die „Freundschaftslinde" auf dem
Dorfplatz erwähnt. Diese Linde wurde am 27. Mai 2007 nach dem
Festgottesdienst anlässlich unserer 850-Jahrfeier gepflanzt.
Die angebracht Tafel übermittelt uns folgende
Aussage:
"Dieser Baum wurde anlässlich der
850-Jahr-Feier in Wildbach gepflanzt. Gestiftet von unserer
Partnergemeinde Rechenberghausen. Möge dieser Baum als Symbol für
weitere freundschaftliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit
wachsen und gedeihen."
Für Wildbacher und ihren Gästen kann ein
Spaziergang durch unseren Ort unter dem Blickwinkel „Linden und
Kastanien“ viele interessante Einblicke und Erkenntnisse bringen.
Jürgen Hüller im
Auftrag des Heimatvereins |
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Friedenslinde am Pfarrhaus
Ruhebank an der Friedenslinde
Lutherlinde "Martin"
Freundschaftslinde im September 2011
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