Die Klarheit eines Experten, die keine Klarheit ist
 

Freie Presse vom 3. Mai 2018: „Experte schafft Klarheit: 1945 standen Kisten im Poppenwald“. Dazu gibt es u.a. folgende Textpassagen. „Ein Spionagefoto alliierter Aufklärer elektrisierte nicht nur den Bernsteinzimmerjäger Dietmar Reimann. Doch die Deutung der Aufnahme ist umstritten gewesen. BIS JETZT“: „Zumindest war für ihn (Reimann) klar, dass es sich bei den länglichen Objekten um Kisten handeln müsste-jene Kisten in denen der Schatz in den Poppenwald transportiert worden war“. „Kritische Betrachter sehen in den weißen Objekten deshalb lediglich geschälte Baumstämme, die am sogenannten Adventsweg lagerten“.
Was sagt uns nun der Experte für militärische Luftbildauswertung. „Auf keinen Fall handelt es sich um geschälte Baumstämme“. Er hat die Objekte als Kisten identifiziert. Der Blick eines Fachmanns verrät uns nun folgendes: „Das Maß der Kisten ist ca. 5,00 bis 5,50 Meter lang und 1,50 Meter breit.


Man hat den Eindruck, dass einige der länglichen Objekte geteilt sind, es sich also um zwei Kisten handelt, möglicherweise sogar um drei, wenn eine auf einer anderen gestapelt steht“. Nach Meinung des Experten ist die Höhe der Kisten bzw. der Kistenstapel 1,50 Meter.

So weit, so gut, oder sollte man lieber sagen, soweit so schlecht. Unser Expert liegt mit seiner Expertise total daneben. Aus Baumstämmen lassen sich nur dann Kisten machen, wenn aus diesen Bretter oder Pfosten geschnitten wurden. Die am Adventsweg liegenden sechs Eichenholzstämme mit einer Länge von 3,00 Meter und einen maximalen Stammdurchmesser von 60 cm lagen noch Ende Mai 1945 an derselben Stelle. Der Revierförster Artur Praus schleppte die Stämme mit seinem Pferd Kira bis zum Mühlweg. Verkauft hat er sie zu der Zeit an die in Wildbach ansässigen Bautischlereien Ernst Jähn und Franz Georgi zu gleichen Teilen. Im Sägewerk „Hunger Lindenau“ wurden sie nach den Wünschen der Tischlermeister getrennt. Die Möglichkeit, dass wir noch heute in Wildbach Treppen und Türen aus diesem Holz feststellen können, kann man nicht ausschließen.

 

Luftbild, gut zu erkennen die Holzstämme


Blick vom Adventsweg auf die Bergspitzen

 

Nun zurück in den Wald. Dort wo die Baumstämme lagen wurden unendlich viele Untersuchungen vorgenommen. Es wurde gebohrt und gebaggert, ohne Erfolg. Am Adventsweg entlang wurde ein Schürfgraben ausgebaggert. Es gab kein positives Ergebnis. Pilzsucher waren die Leidtragenden, denn einige ihrer bekannten Stellen waren stark beeinträchtig.

Dieses ganze erfolglose und auch sinnlose Unterfangen hätten sich Reimann und seine Männer sparen können. Reimann hatte Luftbilder vom Poppenwald, aufgenommen im April 1945. Allein ein Größenvergleich zwischen den „Kisten“ und der Breite des Adventsweges hätten Zweifel aufkommen lassen müssen. Die Kisten mit dem verpackten Bernsteinzimmer sollten alle länger sein als die 3,00 Meter langen Eichenstämme. Diesen Vergleich vor Augen, sind die Aussagen des Expert nur noch peinlich, eben Bundeswehr.

 

Ich habe über die gesamte Länge des Adventweges in Richtung der ominösen Bergspitzen viele Untersuchungen angestellt, konnte aber auch mit gutem Willen keinen Stollen finden. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass an den Bergspitzen keine Sprengarbeiten durchgeführt wurden. Angezeigt wurden Bodenanomalien, die in relativ großer Zahl vorlagen. Läuft man auf dem Adventsweg in Richtung Hansen-wiese kommt man an einem keilförmigen Stein vorbei. In der Nähe des Steines verläuft unter dem Adventsweg ein Stollen. Dieser Stollen ist ca. 35 Meter lang. Davon sind ca. 7 Meter dem Adventsweg und dem Berghang zuzuschreiben. Der Stolleneingang hat eine Abmessung von 1,80 x 1,80 Meter. Wenn die Aussagen meiner Quelle stimmen sind hier 28 Kisten mit Wertgegenstände der Adelsfamilien von Dohna – Schlobitten , von Lehndorff und von Döhnhoff untergebracht. Die Kisten wurden über den Mühlweg zum Salzkärnnerbrunnenweg gebracht und dort entladen. Per Muskelkraft wurden sie in den Stollen gebracht. Der Salzkärrnerbrunnenweg war sehr gut mit Lastkraftwagen zu befahren, was man vom Adventsweg ganz und gar nicht behaupten kann.

 

Keilförmiger Stein am Adventsweg


     

 

Wildbach, Februar 2020  
  Jürgen Hüller