Einlagerungsstollen mit dem Tarnnamen BIII

 

Unterhalb des Bismarcksteines finden wir eine interessante Geländeformation. Auf den ersten Blick kann man hier einen alten Steinbruch vermuten. Es wird wohl auch so sein. Eine umfangreiche Abraumhalde passt aber nicht so gut zu einem profitabel betriebenen Steinbruch.


Hier gehen die Stollen in den Hang

Es muss also noch eine andere Ursache für den Abraum geben. Es deutet alles auf eine bergbauliche Tätigkeit hin. Altbergbau kann man an dieser Stelle mit Sicherheit ausschließen. Daraus lässt sich schließen, dass hier die Organisation Todt tätig war. Der Großteil, der im Poppenwald vorhandenen Stollen wurden von der OT angelegt. Ein der wenigen Ausnahmen ist das Gebiet „Stollen“. Hier wurden vorhandene Altbergbaustollen zum Teil neu aufgefahren.

 

Das BIII eine wichtige Einlagerungsstelle war kann man an vielen Indizien deutliche erkennen. Neben dem schon erwähnten großen Abraum im Gelände gab der verdichtete Boden eines Gleisbettes Hinweise auf intensive bergbauliche Tätigkeit. Die bei den Arbeiten eingesetzte schwere Abbautechnik stand Anfang Mai 1945 auf dem Gelände der Holzschleiferei. Von dieser Holzschleiferei kam auch die erforderliche Stromzuführung für den Stollenbau.

 
  An dieser Stelle muss ich auf eine Aussage der Frau Zechlin eingehen, die sie zum Standort des Stollens und zu seiner Größe gemacht hat. Man konnte ein Fabrikgebäude erkennen, ja, die Holzschleiferei ist von hier deutlich zu sehen. Sie war mit Minna Mutschmann zweimal im Poppenwald, auch das trifft zu.

Einlagerungsstelle, gut zu erkenne ist die Zufahrt. Rechts die Holzschleiferei.

 

 

Hier wurden die LKW beladen. Zu erkennen sind die Talstraße und die alte Wildbacher Straße.

Hier waren die beiden Damen am 07. 04 1945. Ungefähr eine Woche später kamen sie zum Einlagerungsstollen am Steilhang zur Mulde. Wichtig und auch sehr interessant ist ihre Aussage zur Beschaffenheit der Anlage. Sagte sie doch, dass sie einen „Großen Saal“ sah, der schon voller Kisten stand. „Großer Saal“ lässt erst einmal Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Aussage aufkommen. Später macht mich die Erinnerung an einen Artikel des Mario Ulbrich in der Freien Presse nachdenklich. Speziell das Foto dazu, auf dem man Männer in Drillich in einer ausgeleuchteten vermutlichen Kaverne erkennen kann. Schlussfolgerung daraus: Großer Saal muss Kaverne bedeuten. Die über längere Zeit erfolgten Nachforschungen mittels Wünschelrute und Bodenscanner brachten folgende, nicht 100 Prozent belegbare Ergebnisse.
 

Es gehen zwei Stollen mit einem Abstand von 10 Metern in den Berg. Beide Stollen treffen nach ca. 25 Meter aufeinander und enden als ein Stollen nach ca. 80 Meter im Gelände der ehemaligen Kompressorenstation. Der rechts liegende Stollen scheint die Bedingungen einer Kaverne zu erfüllen. In dieser „Kaverne“ wurden auch das Kunstgut und ein Teil des Privatbesitzes der Familie Mutschmann eingelagert.

Im Einlagerungsstollen BIII finden wir fast ausschließlich Kunstgüter und Wertgegenstände, die vom Kartoffellager mit LKWs zum Einlagerungsort gebracht wurden. Auch Gegenstände der Adelsfamilie Dohna–Schlobitten waren darunter. Es kamen drei LKWs zum Einsatz, die von ansässigen Firmen bereitgestellt werden mussten. Fahrer waren Männer der Organisation Todt. Insgesamt mussten die LKWs 14 x fahren, um die ca. 42 Kisten vor Ort zu bringen. Die Fahrstrecke und die Einlagerungsstelle sind auf einem Luftbild sehr gut zu erkennen. BIII wurde ab Januar 1945 angelegt. Diese Angabe deckt sich auch mit der Aussage der Frau Inge Starke, dass ab diesem Zeitpunkt, die Wege, die dort vorbeiführten, nicht mehr begangen werden durften.

Am 16. 04. 1945 wurden die Stollen geschlossen und getarnt.

 

Wildbach, Januar 2020

Jürgen Hüller