Die Burg Wildenfels |
Info-Tafel am Weg zur Isenburg
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Bevor man den Weg zur Burgruine antritt, erhält der interessierte Wanderer einige mehr oder weniger richtige Informationen zur Burg. An dieser Stelle werde ich bestimmte Korrekturen, die ein Resultat meiner Forschung sind, vornehmen.
Isenburg: Diese Bezeichnung ist rund 200 Jahre alt. Mit Sicherheit abgeleitet vom Vorgängernamen Eisenburg. In Schriften kann man auch Altes Schloss oder Raubschloss lesen. Raubschloss deshalb, weil verschiedene Räuberbanden und Wegelagerer die guterhaltene Ruine als ihr Domizil nutzten. Der ursprüngliche und somit richtige Namen der Burg ist WILDENFELS.
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In meinem Aufsatz „Die Isenburg und Dudo von Meineweh“ habe ich die Zusammenhänge ausführlich beschrieben.
Befassen wir uns nun mit der letzten Aussage auf der Tafel: „Über die Erbauer und Besitzer dieser alten Wehranlage ist nichts Sicheres bekannt“. Diese Aussage hatte bis vor einigen Jahren ihre Gültigkeit. Heute ist der Nachweis erbracht, dass Dudo von Meineweh der Erbauer und Besitzer dieser Burg war. Die Burg war in der Zeit ihrer Existenz in der Hand derer von Meineweh. Sie war Herrschaftssitz mit entsprechenden Befestigungen, die dem Schutz der Burgbewohner dienten. Eine Wehranlage im Sinne von Abwehr war sie nicht.
Würden wir die Vögte von Weida, Plauen oder Gera als Erbauer anerkennen, wie es einige auch heute noch tun, könnte man im Sinne einer Grenzbefestigung von einer Wehranlage sprechen.
Auf der Tafel finden wir noch eine Aussage, die der Kern unserer Abhandlung sein wird: „Vermutlich gewaltsame Zerstörung der Burganlage in Fehde“.
Die einzige gewaltsame Zerstörung der Burganlage war, wie auch auf der Tafel aufgeführt: „1750 Sprengung der noch vorhanden Gebäudereste der Burgruine zum Neubau der Wildbacher Kirche“.
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Bildergalerie 1 |
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Bildergalerie 2 |
In diesen beiden Bildergalerien kann man schön die freigelegten und sanierten Mauerreste erkennen.
Um hinter das Geheimnis des Untergangs der Burg Wildenfels zu kommen, muss man mehr oder weniger die Vergangenheit bemühen.
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1755 gab Paul Emanuel Richter in Altenburg „Beiträge zur Historie derer Chur – und Fürstlichen Sächsischen Land gesammelt von M. George Christoph Kreysig“ heraus.
Kreysig betätigte sich als Bibliograph und Historiker, wobei er sich insbesondere mit Regional- und Landesgeschichte Obersachsens befasste. In enger Zusammenarbeit mit den Historikern Johann Georg Knauth, Johann Gottlob Horn (1680–1754) und Johann Christian Schöttgen stellte er mehrere mehrbändige Quellensammlungen zur sächsischen Landesgeschichte zusammen. |
Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter einer wissenschaftlich fundierten Landesgeschichtsschreibung in Sachsen.
Im 2. Teil dieser Quellensammlung erhalten wir eine interessante und für uns wichtige Nachricht:
Die nachfolgende Nachricht muss Kreysig zwischen dem Jahr 1750 Sprengung der Burg und 1755 dem Jahr der Herausgabe erhalten haben.
Der Bericht des Oberpfarrer Grundig ist natürlich wesentlich umfangreicher. Für uns ist aber die Stelle interessant, die dem Leser suggeriert, dass die Burg von außen angegriffen wurde. Es ist die mit Sicherheit erste Aussage, dass die Burg wahrscheinlich in Fehde zerstört wurde. Diese Stelle ist Ursache und Ursprung der verschiedenen Theorien und Vermutungen, die zur Zerstörung der Burg Wildenfels geführt haben sollten. Grundig erhielt die Nachricht vom Pastor Groß zu Wildbach. Johann Philipp Groß war von 1733 bis 1781 Pastor in Wildbach.
In der Annahme, dass einige, vorwiegend jüngere Leser mit dieser Schrift nicht so gut vertraut sind, werde ich den Text verständlich und realitätsgetreu wiedergeben.: „ […] weil, wovon der Herr Pastor Groß zu Wildbach, auch noch ein paar Stücke besitzt. Man hat bei letztjähriger Abtragung des Turms und des Mauerwerks, in demselben verschiedener Art alte Pfeile gefunden. Diese Pfeile waren von besonderer Härte und noch gut erhalten. Dergleichen Pfeile wurden ehedem auch am Schloss Schwarzenberg ausgegraben. [...]“
Dem Hinweis auf die Hussiten müssen wir keine Beachtung schenken, diese waren erst 100 Jahre später in unserer Gegend. |
Wie sollte man diese Nachricht aus heutiger Sicht bewerten. Pastor Groß, der die Nachricht dem Oberpfarrer Grundig übermittelte, war sicherlich nicht am Abtragen beteiligt. Von Abtragen konnte man wohl kaum sprechen. Die Burg lag durch die Sprengung weitestgehend in Trümmern. Die Funde konnten auf dem gesamten Areal der Burg gelegen haben. Sie könnten, wenn sie vorhanden, aus der Rüstkammer stammen. Auch ein Raum, indem die Jagdwaffen untergebracht waren, kommt in Frage. |
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Die Burgbewohner benötigten Pfeil und Bogen, Saufeder und Speere für die Jagd und auch zum Fangen der Fische in der Mulde. Auch in der Schmiede konnten reichlich Pfeilspitzen lagern.
Warum sollten die Pfeilspitze im Mauerwerk, das heißt in den Mauerfugen stecken und dort gefunden werden? |
Mauerdetail
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Kann denn heute ein realistisch denkender Mensch noch annehmen, das nach reichlich 400 Jahre Pfeile in den Außenmauern stecken. Wind und Wetter, das Peitschen der Äste von Bäumen, die dicht am Mauerwerk standen haben ganze Arbeit geleistet. In der Zeitschrift des Erzgebirgsvereins
„Glückauf!“ hat Dr. Siegfried Sieber einen ausführlichen Bericht über die Freilegung der Burgruine veröffentlicht. Auf den dazugehörigen Fotos kann man gut die stark ausgewaschenen Fugen der Mauern erkennen. Können sich darin Pfeilspitzen halten? Nie und nimmer! |
Aus der Sicht der Wortwahl bzw. deren Wiedergabe können Tatsachen auf den Kopf gestellt werden. Setzt man für „In“ die Bedeutung „Innerhalb“, so wird das wohl eher der Sache gerecht. Ähnlich wäre es mit dem zweideutigen „An“. Hier kann man es sich trefflich aussuchen, ob außen an der Mauer steckend oder innen an der Mauer liegend. Anhänger eines kriegerischen Konfliktes dürfen, wenn ich sie mit diesen ersten Argumenten nicht überzeugen konnte, bei ihrer Meinung bleiben.
Das Schloss Schwarzenberg kann froh sein, dass sein Mauerwerk nicht mit Pfeilen bespickt war, hier wurden sie ausgegraben. Krieg und Frieden, das Gute und das Böse liegen dicht beieinander. |
Im Buch mit dem nebenstehenden Titel erhalten wir von Magister Oesfeld viele Nachrichten aus unserer Gegend. Ein kleiner Beitrag ist auch der Eisenburg gewidmet.
Auch Oesfeld macht die Aussage des Pastor Groß zur Grundlage seiner Abhandlungen.
Wenn man aus der gleichen Quelle schöpft, kann es auch nur wenig abweichende Darstellungen geben. Oesfeld geht näher auf die Form der Pfeilspitzen ein. Wenn er die Form einer Spickenadel erwähnt, wird man daran erinnert, dass diese zum Fangen von Fischen geeignet waren. Bei Naturvölker ist dies noch heute Brauch. Des Weiteren kommen in seiner Abhandlung noch Schleudersteine vor. Schleudersteine aus Blei und Markasit. Der Zweikampf zwischen David und Goliath wurde auch durch einen Schleuderstein entschieden. Schleudern sind vielseitig einsetzbar, mit ihnen kann man jagen, von Innen nach Außen oder von Außen nach Innen schleudern. |
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Die Qualität des Materials muss besonders gewesen sein. Wenn von einer besonderen Härtung geschrieben wird und dass es kaum von einer englischen Feile (die Besten der damaligen Zeit ) angegriffen (bearbeitet) werden konnte, so kann ein Alleinstellungsmerkmal beansprucht werden.
Es ist also unerheblich, wo man die Pfeilspitzen fand, ob in Schwarzenberg oder Lößnitz, sie wurden alle auf der Burg Wildenfels gefertigt
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Dudo von Meineweh hat Kenntnisse vom Schmelz- und Schmiedeverfahren durch seine Teilnahme am 3. Kreuzzug im Orient gewonnen und mit auf seine Burg gebracht. Der Bergbau auf Eisen begann.
Unabhängig davon haben die Wikinger durch Entdeckungsfahrten, Handlungsreisen auf See und über Land Kontakte mit dem Orient. Als erfahrene Kriegsmänner wussten sie die Qualität des dort vorgefundenen Stahls zu schätzen. Ihr daraus entstandenes Schwert „Ulfberth“ ist eine der gefürchtetsten Waffen der damaligen Zeit.
Nun werde ich mich einem Gedanken widmen, dessen Anstoß ich im Zusammenhang einer Wanderführung erhielt. Ein junger Mann fragte mich, warum denn die Burg in Fehde zerstört wurde. Es könnte doch auch sein, dass sie „Offengelassen“ wurde. Diese Frage beschäftigte mich jetzt schon einige Zeit. Es gibt viele Fakten, wie oben angeführt, die Belegen, dass ein Zerstörung in Fehde ausgeschlossen werden kann. Es muss ein schwerwiegender Grund vorgelegen haben. Dieser schwerwiegenden, ja katastrophale Grund, der nicht lokal wie bei einer Fehde, sondern landesweit auftrat, war die große Hungersnot von 1315 bis 1317.
Die Hungersnot von 1315–1317 , vereinzelt auch als der große Hunger bezeichnet, war eine Hungersnot in weiten Teilen Europas. Sintflutartige Regenfälle vernichteten die Ernten in den Jahren 1315 bis 1317. Lange Winter und Überschwemmungen verschärften die Ernährungslage. Hungersnöte und Tierseuchen traten noch bis 1322 auf. Betroffen waren unter anderem Das Heilige Römische Reich, Frankreich, Skandinavien und Osteuropa. Die Preise für Getreide stiegen enorm, die Menschen ernährten sich von ungesunden Ersatzstoffen oder sogar von verseuchten Tieren. Mehrere Millionen Menschen starben. An vielen Orten mussten die Friedhöfe erweitert werden, ganze Dörfer starben aus und wurden zu Wüstungen. Der »Große Hunger« (Great Famine, 1315-1321) gilt als größte gesamteuropäische Hungersnot des vergangenen Jahrtausends.
Vor diesem großen Hunger waren die Herrschaften nicht gefeit.Von ehemals 25 Burgbewohner waren es zu der Zeit des Offenlassen der Burg noch ca. 8 Personen. Diese schlossen sich den Pilgern aus Würzburg an, nachdem diese vom Grab des Arno von Würzburg heimkehrten.
Die häufigste Art des Untergangs von Burgen war aber das "Offenlassen"
Alles von Wert wurde ausgeräumt und ausgebaut und dann wurde die Burg "offengelassen".
Um Steine und Balken haben sich die Bürger und Landleute der Umgebung "gekümmert" und in ein paar Jahren war es ein Domizil von finsteren Gestalten.
Von großem Wert waren u.a. auch die Pfeilspitzen. An den Fundorten kann man erkennen, wo die Machtzentren bzw. Städte mit Handwerker existierten. |
So hätten Maler aus der Zeit der
Burgenromantik vielleicht auch
unsere Burg dargestellt
Die Zeichnung stammt aus:
BURGENFORSCHUNG
von
OTTO PIPER
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Wildbach, Dezember 2022
Jürgen Hüller
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