Bunkeranlage im Poppenwald
 

Ein Herr Povenz aus Selb suchte vor vielen Jahren Kontakt zu Mitstreitern des Dietmar Reimann. Im Gepäck hatte er eine Skizze, die das weitere Umfeld des damals untersuchten Geländes wiedergab. Interessantester Teil war ein eingezeichneter Bunker, der fortan als Povenzbunker bezeichnet wurde. Des Weiteren verwies er auf fünf, in Reihe gepflanzte Lärchen und auf einen kleineren Bunker sowie auf Koordinaten. Wie er zu diesen Erkenntnissen kam, wollte er nicht offenbaren. Nach aktuellen Kenntnissen, war dieser Herr Povenz eine von neun Personen, die in dieser Anlage technologische Forschung betrieben. Die Forschungsarbeiten begannen im Juni 1943. Diese Forschungen wurden von der Reichspostforschungsanstalt, deren Sitz in Kleinmachnow war, durchgeführt.


Ebenfalls zur Reichspostforschungsanstalt gehörten die fünf Bahnwaggons auf den Gleisen des Bahnhof Niederschlema. Den im Gleisbett gefundenen Uranbrennstab, der in einer Kiste mit der Aufschrift „Auer Werke“ verpackt war, darf man auch dieser Forschung zuordnen. Zunehmende Bombeangriffe zwangen dazu, Teilgebiete der Forschung in den Süden zu verlagern. Bei der Forschung ging es um die Entwicklung von Kleinreaktoren für Antriebe von Panzern und anderen schweren Fahrzeugen.
 
Auf einem Luftbild vom 10.04.1945 kann man ganz deutlich, einen im Freien durchgeführten Versuch erkennen. Im Januar 1945 wurde ein Versuch, im März wurden zwei Versuche durchgeführt. Geforscht wurde in diesem Bunker bis 15.04.1945. Ab 16.04.1945 wurden im Bunker die „Kochsche Sammlung“ und die Druckplatten für Falschgeld eingelagert. Diese Druckplatten kamen am 10.04.1945 vom KZ Sachsenhausen zur „Außenstelle Papier“ nach Niederschlema. Weitere Einlagerungen sind nicht bekannt. Keinesfalls haben hier die Frau des Gauleiters von Sachsen, Minna Mutschmann und deren Nichte Hilde Zechlin hier ihre Wertsachen untergebracht.

 

Luftbild vom 10. 04. 1945


Wasserbehälter und Gelände (Relief) der Bunkeranlage
 

Die Bunkeranlage besteht aus einem großen Bunker, einem Personalbunker und einem
Verbindungsgang zwischen beiden Bunkern. Zu beiden Bunkern führt je ein separater Zugang. Der separate Bunkerzugang zum Personalbunker liegt noch im Nebel. Zum „Povenzbunker“ führt ein Stollen dessen Mundloch unterhalb des „Namenlosen Weg“ und oberhalb des Mühlweg liegt. Neben diesen erwähnten Stollen verläuft ungefähr parallel ein zweiter Stollen. Daneben liegt ein weiterer Stollen dessen Mundloch oberhalb des „Namenlosen Weg“ ansetzt. Bei den beiden erstgenannten Stollen beträgt der Abstand der Mundlöcher ca. 20 Meter. Der für uns wichtige Stollen endet mit einer Länge von 61 Meter im „Povenzbunker“ . Am Bunker erweitert sich der Stollen ca. 3,5 x 4,5 Meter. Dort finden wir auch den Ausstieg ins Steinbruchgelände. Dieser Ausstieg wurde mit Rundhölzern abgedeckt. In diesem Gelände wurden ca. 15 Freiluftversuche durchgeführt. Luftbilder belegen diese Aussage.

Als Orientierung kann ein Baum dienen, der mitten im Hang des ehemaligen Steinbruchs steht. Diese Angabe zur Stollenlänge, sowie „ET“ als „Eingangtunnel“, respektiv Stolleneingang, kann man aus dem Holz der Buche lesen. Zusätzlich gibt das Holz noch den Hinweis zum Stolleneingang. Der Stollen hat eine lichte Weite von ca. 2,30 Meter und eine lichte Höhe von ca. 1,80 Meter. Eine Rösche, die unter dem Mühlweg verläuft ist vorhanden. Die dort anzutreffenden Erdmassen stammen aus dem Stollen.

Mit dem Bau der Bunkeranlage wurde im April 1942 begonnen. Die Anlage hatte den Tarnnamen „Orfe“. Im Juni 1944 inspizierte der SS-Obergruppen Hans Kammler die Bunkeranlage. Hans Kammler war Leiter von Bau - und Rüstungsprojekten im Deutschen Reich.
Der „Povenzbunker“ hat eine Abmessung von 10 x 15 Meter. Er hat eine Höhe von ca. 2,80 Meter. Der Boden im Bunker ist betoniert. Wände und Firste sind mit Spritzbeton versehen. Telefon und E-Energie kamen aus Wildbach.

Die Bodenüberdeckung ist ca. 7 Meter dick. Aktuell ist zu erkennen, dass der Bunker einen Verbruch hat. Betroffen können ca. 1/3 des Bunkers sein. Das kann zur Folge haben, dass ein Teil der Einlagerung beschädigt wurde. Der Personalbunker ist durch einen Gang von 23 Meter Länge mit dem „Povenzbunker“ verbunden. Der Personalbunker hat eine Abmessung von 5 x 7 Meter. Auch er ist 2,80 Meter hoch. Im Gegensatz zum Povenzbunker, der bergmännisch aufgefahren wurde, wurde der Personalbunker in einer Baugrube errichtet.

 

Zeichen im Holz

Die anfallenden Erdmassen wurden im ca. 40 Meter entfernten Steinbruch untergebracht. Dieser kommt uns heute zweigeteilt entgegen. Die Bodenüberdeckung beträgt ca. 5,20 Meter.

Zum vorläufigen Abschluss noch einige Aussagen zum Stollen. Er hat ca. vier Meter nach dem Mundloch einen Einbruch, der deutlich zu sehen ist. Gut 26 Meter vom Mundloch entfernt gibt es eine Erweiterung. Die Breite beträgt ca. 3,50 Meter, die Länge ca. 6,00 Meter. Im Bereich der Erweiterung befand sich der Abort dieser Anlage. Auch ein Lichtloch ist hier deutlich zu erkennen. Ein zweites Lichtloch ist ca. 22,00 Meter davon entfernt.

Der interessierte Heimatfreund, Leser oder Hobbyschatzsucher kann in freier Natur, im schönen Wald bei frischer Luft der Sache nachgehen. Wie erfolgreich man dabei ist sollte relativ zweitrangig sein, die Bewegung in der Natur ist Erfolg genug.

 

Wildbach, November 2019  
  Jürgen Hüller