Die „Isenburg“ und Dudo von Meineweh |
Ruine Isenburg
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Die Geschichte der „Isenburg“ bewegt, zumindest seit Magister Grundigs umfassende Aussage bei Kreißig veröffentlichte wurde, die Gemüter geschichtsinteres-sierter Heimatfreunde.
Das Spektrum dieser Personen reicht von anerkannten Historikern und Archäologen über regionale Heimatforscher bis zu Besuchern der Burgruine, die gerne eine Erklärung zu ihrer Errichtung hätten. Leider ist es so, dass jeder Versuch einer Erklärung, auf Grund von fehlenden Urkunden und schriftlicher Quellen, in Frage gestellt werden kann. Sollte man sich für eine These zur Gründungsgeschichte entscheiden, so bedarf es dazu aber auch einiger Indizien oder Fakten, die diese wenigstens im Ansatz erhärten. |
Bis vor einigen Jahren habe auch ich die folgende zum Klischee verkommene Meinung vertreten: Die „Isenburg“ wurde von den Vögten als Grenzburg an der östlichen Grenze ihres Herrschaftsgebietes errichtet! Diese Meinung pflanzte sich bis zum heutigen Tag fort und wird, solange man keine neuen Denkansätze ins Spiel bringt, als „Fehlerfortpflanzung“ erhalten bleiben. Hinterfragt man diese Ansicht, so bleibt als einzig belastbarer Fakt die „Landmarke“ Mulde und der Glaube, dass unser Gebiet den Vögten gehörte.
Dass die „Isenburg“ nicht von den Vögten errichtet wurde möchte ich anfangs mit einer grundsätzlichen Aussage darlegen. |
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Bei meiner Suche nach der Herkunft des Namens „Poppenwald“ habe ich mich mit dem „Vogtländischen Altertumsforschenden Verein zu Hohenleuben e.V.“ in Verbindung gesetzt, um zu erfragen ob ein Burgmanne namens Poppo als Lehnsmann der Vögte auf der„Isenburg“ gesessen haben könnte. Von diesem, 1825 gegründeten Verein, erhielt ich u. a. diese Antwort: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Heinrichinger bereits während des Landesausbaus Präsenz im Westerzgebirge zeigen. Erstmals ist ein agieren der Heinrichinger im Westerzgebirge während der Auseinandersetzungen mit dem Wettiner Friedrich dem Freidigen um das Bergwerk Hohenforst im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts erkennbar“.
Diese Information und meine zur „Isenburg“ erarbeiteten eigenen Erkenntnisse erlauben den Versuch die Gründungsgeschichte der Burg anders zu interpretieren. Als wichtige Voraussetzung erachte ich, dass nicht die Burg sondern die Herrschaft „Isenburg“/Wildbach die zentrale Rolle spielen muss. Fachkundigen Beistand erhalte ich dabei indirekt von Dr. Hans-Jürgen Beier, der in der „Geschichte der Einheitsgemeinde Langenweißbach und ihrer Ortsteile“ ebenfalls von der Existenz einer Herrschaft „Isenburg“/Wildbach ausgeht.
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Gräfin Bertha |
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Mit der Stiftungsurkunde der Marienkirche zu Zwickau von 1118 setzt die schriftliche Überlieferung für unsere Region ein. In dieser Urkunde wurde erstmals das Zwickauer Land (pagus zwicowe) erwähnt. Besitzerin war eine Gräfin Bertha. Sie war mit großer Wahrscheinlichkeit die Tochter des Wiprecht II. von Groitzsch. Die genannte Gräfin Bertha heiratete in späteren Jahren den Wettiner Dedo IV. und brachte somit auch ihre Besitzungen an die Wettiner. Eine für uns sehr wichtige Aussage in dieser Stiftungsurkunde ist die genaue Grenzbeschreibung dieses Gebietes. Um diese Beschreibung zu vereinfachen, beschränke ich sie auf den Verlauf in der für uns interessanten Region. Die für uns wichtigen Landmarken, die die Grenze beschreiben, waren der Zusammenfluss von Mulde und Schwarzwasser, der „mons Luderni“, ein Berg der sowohl der Spiegelwald, als auch der Burkhardtswald bei Lauter sein kann, sowie der „collemque Recma“, der Borberg bei Kirchberg.
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Mit dem einsetzenden Landesausbau bildeten sich, in dem zum Pleißenland gehörenden Territorium Zwicowe, verschiedene Siedlungs- und Herrschaftsgebiete heraus. Im südlichsten Teil war es rechts der Mulde die Rodungsherrschaft „Hartenstein“ und links der Mulde unsere Rodungsherrschaft „Isenburg“/Wildbach. |
Den oben beschriebenen Grenzverlauf kann man bis in unsere Zeit noch gut nachvollziehen. Die auf „grün“ endenden Ortsnamen wie Wolfsgrün, Burkhardtsgrün, Stützengrün, Wolfersgrün, Stangengrün u. a. darf man in der Regel dem Land der Vögte zurechnen. Gleichfalls erkennt man, dass in diesem Grenzbereich ein Übergang vom Vogtländischen zum Erzgebirgischen Dialekt auftritt. Es ist also kein großes Wagnis, wenn die Aussage getroffen wird: Die „Heinrichinger“ waren nicht die Erbauer der „Isenburg“!
Allein mit diesen Aussagen ist noch nicht gesagt wer nun die wirklichen Erbauer der „Isenburg“ waren. Woher kamen die Siedler? Wer war der Adlige, der hier den Landesausbau organisierte und die Herrschaft „Isenburg“/Wildbach dann zu Lehen hatte?
Die Herkunft der ersten Siedler lässt sich nach meiner Ansicht recht leicht nachvollziehen. Die schon erwähnte Gräfin Bertha von Groitzsch ist ein Beleg dafür, dass die Siedler aus der „Halle-Leipziger Tieflandbucht“ kamen. Das Zwickauer Land gehörte zum Reichsland „Pleißen“. Bisher nicht genannt wurde die historische Landschaft „Osterland“. „Osterland“ und „Pleißenland“ nehmen aus geographischer Sicht den größten Teil der „Halle-Leipziger Tieflandbucht“ein. |
In diesem fruchtbaren Siedlungsgebiet waren die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen voll erschlossen. Die aus verschiedenen Gründen angewachsene Bevölkerung konnte nicht mehr ausreichend ernährt werden. Dieser Grund und noch viele andere Tatsachen bewegten Herrscher und Untertanen dazu, das Waldland zu erschließen. Es lässt sich also schlussfolgern, die Siedler kamen aus diesem mitteldeutschen Raum. Die durch das Gebiet der späteren Herrschaft „Isenburg“/Wildbach führenden Altstraßen waren eine wichtige Voraussetzung, das Siedlungsgebiet zu erreichen. Darüber hinaus wurden durch die Nutzung dieser Steige und Wege schon vorher viele Erkenntnisse und Informationen zu Landschaft und Geländestruktur vermittelt.
Mit der Besiedlung ging auch der Burgenbau einher. Da unser Gebiet von frühester Zeit an von vielen Fernstraßen durchzogen wurde, gab es auch schon eine ausreichende Anzahl von kleineren Straßenschutz- und Unterkunftsburgen. |
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Pleißenland um 1200 |
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Ehe wir nun die Burgruine selbst befragen, was sie uns vermitteln kann und ob sie zumindest einen Teil ihrer Geheimnisse preisgeben will, sei auf eine Feststellung verwiesen, die Dr. Siegfried Sieber im GLÜCK AUF! Zeitschrift des Erzgebirgsverein März 1935 unter dem Titel „Die Freilegung der Isenburgruine“ traf.
„Solange der Namen „Isenburg“ für die Ruine nicht auch aus früherer Zeit nachgewiesen ist, halte ich es nicht für angängig, Ritter, die sich „de Isenburg“ nennen, mit unserer Burg in Zusammenhang zu bringen und über die Besitzer der Isenburg Vermutungen anzustellen. Wir wissen demnach nicht, wem die Burg gehörte, wann sie entstanden oder zerstört worden ist, ebenso wenig, weshalb sie dem Untergang geweiht ward. Nur aus Vergleichen mit anderen Burgen der Gegend sowie aus den Grabungen und Funden lassen sich mit aller Vorsicht einige Schlüsse ziehen“.
Funde gab es und gibt es auf dem Areal der „Isenburg“ in vielfältigster Form. Über diese Funde wurde von Dr. Sieber, sowie in verschiedensten Aufsätzen anderer Autoren, umfassend berichtet. Durch diese Artefakte kann eine zeitliche Zuordnung getroffen werden. Sie geben auch Nachricht vom Leben auf der Burg. Man könnte durch sie aber auch die Geschichte der Burg, wenn es denn zulässig wäre, in einem bisher nicht bekannten Licht erscheinen lassen.
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Toreingangsstein aus Buntsandstein
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Mit Funden soll sich hier vorerst nicht weiter beschäftigt werden. In den Mittelpunkt der Argumentation wird aber die Erkenntnis aus einer Grabung rücken. Die Freilegung des Haupteinganges der Burg um 1993 brachte auch die Toreingangssteine ans Tageslicht. Diese Steine sollen verhindern, dass die in den Burghof einfahrenden Wagen an Wand und Tor anecken. Interessanter als die genannte Funktion der Steine ist das Material aus dem sie bestehen. Die Gesteinsarten, die bei uns vorkommen sind vorwiegend Schiefer und Diabas.
Mit diesen Gesteinen wurde auch unsere Burg erbaut. |
Durch eine oberflächliche Betrachtung glaubte ich, dass die Toreingangssteine aus Porphyr sind, der hier nicht vorkommt. Das war eine Fehleinschätzung, die mir erspart geblieben wäre, wenn ich den Bericht des Oberpfarrer Grundig aufmerksamer gelesen hätte. Schreibt doch Grundig: „Alles Mauerwerk zusammt den Thurm, ist von einem sehr unregelmäßigen von mehrentheils Schiefer, doch auch anderen Bruch- und theils groben Sandsteinen, mit einer Art Sparkalk, folglich nicht allzu kunstmäßig, doch aber ziemlich fest und dauerhaft ausgeführt.“
Es ist also Sandstein, der in geringen Mengen beim Burgenbau eingesetzt wurde. Mit dieser Erkenntnis drängte sich sofort die Frage auf: Wo kommt dieser Sandstein her und kann uns die Herkunft des Sandsteins indirekt einen Beleg zur Herkunft der Erbauer und Siedler liefern?
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Ein glücklicher Umstand führte dazu, dass ich mit dem Diplom-Geologen Frank Möckel bekannt wurde. Dieser untersuchte ein Bruchstück des Sandsteins und kam zu nachfolgenden Ergebnissen:
Das Gestein am Eingang der Isenburg ist ein:
- Konglomeratischer Grobsandstein aus dem RotliegendWahrscheinlich Mülsen-Formation
- Es ist ein klastisches Sediment, terrestische Ablagerung, Molasse Sediment
- Herkunft aus dem Raum Zwickau-Glauchau
- Das Rotliegend wurde im Erzgebirgsbecken abgelagert
Es gibt folgende Formationen:
- Mülsen-Formation Leukersdorfer-Formation
- Planitz-Formation Härtensdorf-Formation.
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Abstand Ringmauer - Bergfried
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Diese Aussage ist ein weiterer Punkt in der Kette der Beweisführung, die gegen die Erbauung der „Isenburg“ durch die Vögte spricht.
Als ich vor einigen Jahren einen Aufsatz mit dem Titel „Gedanken zu Herrschaft „Isenburg/Wildbach“ verzapfte, nannte ich u. a. drei Indizien, die meine Vermutungen begründen sollten. Eine dieser Indizien war im Zusam-menhang mit genanntem Aufsatz schlichtweg falsch - für die hier zu führende Argumentation aber von größter Bedeutung.
In der Broschüre „Burgenforschung aus Sachsen“ 14 (2001) wurde ein Beitrag von Ingolf Grässler mit dem Thema „Stand der historischen und baugeschichtlichen Erforschung der Isenburg“ veröffentlicht.
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In Bezug auf die Burganlage wird u. a. folgende Aussage getroffen: „… Charakteristisch erscheint die Lage des normal proportionierten Bergfrieds nahe der Ringmauer am inneren Graben…Ergänzend seien noch einige weitere Beispiele für enge räumliche Bezüge von innerem Graben, Ringmauer und Bergfried aufgeführt:
- Burg Osterfeld (Kr. Weißenfels; Sachsen-Anhalt)
- Burg Ravenstein (Gde. Veilshochheim; Kr. Würzburg, Bayern)
- Burg Schilteck (Gde. Schramberg; Kr. Rottweil, Baden-Württemberg)
- Burg Schloßeck ( Gde. und Kr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz)“
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Beim Lesen dieser Namen muss man sich einfach an eine Lebensweisheit erinnern, die da lautet: „Warum denn in die Ferne schweifen, sieh' das Gute liegt so nah“. So richtig nah liegt die Osterburg (jetzt Burgenlandkreis) nicht, sie liegt aber am nächsten zu unserer „Isenburg“. Wir finden sie in dem Gebiet, aus dem Siedler und Erbauer der „Isenburg“ kamen. Die Steigerung von gut ist besser aber am besten ist, dass Osterfeld nur 3,2 km von Meineweh entfernt liegt. Aus diesem Ort stammt Dudo von Meineweh. Die Burg Osterfeld war ihm gut bekannt und sie wurde zumindest in Bezug auf den Bergfried beim Bau der „Isenburg“ als Vorlage genutzt. |
Ohne große Bedenken kann gesagt werden, dass unter Dudo von Meineweh die Isenburg erbaut wurde.
Den von mir dargelegten umfangreichen Argumenten kann sachlich nicht widersprochen werden. Im Prinzip wäre das Ziel erreicht und von jedem Bergfried könnten die Siegesfanfaren erklingen und triumphierend von dieser „historischen Großtat“ künden. Doch so einfach ist die Sachlage nicht.
Über Dudo von Meineweh kursieren Aussagen mit denen ich mich nun noch auseinandersetzen muss. Dudo von Meineweh wird uns in der Gründungsurkunde des Augustiner-Chorherrenstiftes Zelle erstmals in einer
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Grundriß Burg Osterfeld |
Urkunde genannt, die man im Gegensatz zu vielen anderen Urkunden der damaligen Zeit (siehe W. Kammeier „Die Fälschung der deutschen Geschichte“) als authentisch bezeichnen kann. Nimmt man in dieser Urkunde die Zeugen etwas näher unter die Lupe, so kann der verstehende Leser erkennen, dass diese Männer ausschließlich Wettiner und Askanier sind. Keine Spur von Zeugen aus dem Land der Vögte.
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7. Mai 1173, Goslar
Kaiser Friedrich I. beurkundet auf Bitten Markgraf Ottos von Meißen, Meinhers von Werben und Dudos von Meineweh die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes Zelle an der Mulde im Bistum Naumburg ( Cellam ... infra terminos Numburgensis episcopatus iuxta fluvium Mulda in honorem sancte trinitatis sanctique Andree apostoli ) und bestätigt ihm die von Markgraf Otto von Meißen und von Meinher von Werben aufgelassenen 60 Neubrüche im Pleißenland ( in terra Plyssne sexaginta novalia, que vulgo dicuntur lehn ) als Gründungsausstattung sowie den von Bischof Udo von Naumburg in seiner Gegenwart übertragenen Besitz der Zehnten dieser Neubrüche.
Zeugen: Erzbischof Wichmann von Magdeburg, die Bischöfe Udo von Naumburg und Martin von Meißen, die Markgrafen Otto von Meißen, Otto von Brandenburg und Dietrich der Lausitz, die Grafen Bernhard von Aschersleben, Heinrich von Wettin, Dedo von Groitzsch, Friedrich von Brehna, Hermann von Orlamünde und Dietrich von Werben, Burggraf Burchard von Magdeburg, Hartmann und Otto von Lobdeburg, Gottschalk von Schkeuditz, Burggraf Heinrich von Altenburg, Erkenbert von Tegkwitz, A(da)lbert von Altenburg, Siegfried von (Ehren-)Hain, Hugo von Warthe und Tiemo von Colditz . — Godefridus canc. vice Cristiani archiep. et archicanc. ; wohl in der Kanzlei, möglicherweise von HA (Übereinstimmungen der Sanctio mit D.599 = Reg. 2026) verfaßt . Quoniam superna pietas .
Nimmt man in dieser Urkunde die Zeugen etwas näher unter die Lupe, so kann der verstehende Leser erkennen, dass die einflussreichsten Männer ausschließlich Wettiner und Askanier sind. Keine Spur von Zeugen aus dem Land der Vögte. Dem Haus Wettin zugehörig waren: Otto der Reiche, Markgraf von Meißen; Dietrich II., Markgrad der Lausitz; Dedo V., Graf von Wettin; Heinrich, Graf von Wettin; Friedrich I., Graf von Brehna. Dem Haus Askanien gehörten an: Otto, Markgraf zu Brandenburg; Hermann I., Graf von Orlamünde; Theoderich, Graf von Werben; Bernhard, Graf zu Aschersleben. |
Goslar Kaiserpfalz mit Braunschweiger Löwen
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Während die Aussagen in dieser Urkunde historisch unumstößlich sind, bleiben die daraus abgeleiteten Interpretationen höchst zweifelhaft.
Wenn ich meine Meinung dazu an einem Werk von Leo Bönhoff fest mache, ist es schon ein großes Wagnis, sich mit diesem geachteten Historiker anzulegen. Im wesentlichem geht es mir hier um eine Fußnote, die Bönhoff in „Der ursprüngliche Umfang der Grafschaft Hartenstein“ unkommentiert gelten lässt. Diese Fußnote bezieht sich auf Dudo von Meineweh.
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„Er war wohl ein vir nobilis und saß vermutlich auf Wildenfels (N. Sächs. Kgal. Eph. Zwickau S.844f.).Die Art und Weise, wie er in der Urkunde auftritt, macht es wahrscheinlich, dass er als ein Vasall Meinhers, dessen Landsmann er ja war, wenn nicht gar zugleich auch des Markgrafen Otto aufzufassen ist.“ Vir nobilis deutet darauf hin, dass er ein Edelfreier war.
Eine Erläuterung dazu aus Wikipedia:
„Da in Deutschland das „Recht der ärgeren Hand“ galt, konnte nur der edelfrei sein, der ehelich geboren war und dessen beider Eltern ihrerseits edelfrei waren. Im Mittelalter bedeutete edel- oder hochfrei somit, dass jemand von allen vier Großeltern her dynastischer Herkunft war. Soweit er nicht als Graf mit dem Königsbann belehnt war und comes genannt wurde, wurde er als Zeuge unter den Nobiles aufgeführt und ansonsten in den Urkunden als Senior , Vir nobilis (Edelmann) oder Domicellus (Junggraf, Junker) bezeichnet“.
Eine korrekte Aussage ist, dass Meinher von Werben und Dudo von Meineweh im erweiterten Sinne Landsmänner waren, sie kamen beide aus dem Osterland. Das Dudo ein Vasall des Meinher war, ist total auszuschließen. Dudo war ein Lehnsmann der Wettiner, d.h. Lehnsmann des Markgrafen Otto. Das erklärt auch, dass Dudo von Meinweh in der Urkunde nicht als Stifter auftrat. Unbenommen davon bleibt aber die Tatsache, dass ein Teil des Klosterbesitzes von seiner Herrschaft „Isenburg“/Wildbach“ kam. Die Besitzungen der Meinheringer waren Reichslehen, darum konnten sie selbst als Stifter auftreten. Bisher ist all das in der Fußnote angemerkte relativ leicht zu bewerten. Die Aussage, dass Dudo von Meineweh auf Wildenfels saß entbehrt aber jeder Grundlage, sie ist mangels belastbarer Fakten reine Spekulation, wird aber bis in unsere Zeit, wie am nachfolgenden Beispiel zu erkennen, benutzt.
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Kirche Klösterlein Zelle |
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Ralf Petermann, „Klösterlein Zelle- Vergangenheit und Gegenwart“, hat hier in einer, der Erläuterung dienenden Passage den Dudo von Meineweh zu einem „Dudo von Meineweh auf Wildenfels“ ernannt.
„In der Urkunde werden, neben dem Kaiser als Schirm-herrn des Gründungsvorganges und dem unten aufge-führten kirchlichen und weltlichen Feudalherren als Zeugen der Gründung, auch diejenigen genannt, welche als Stifter und Schirmvögte des Klosters auftraten: Markgraf Otto der Reiche von Meißen, Meinher von Werben, der Stammvater der Grafen von Hartenstein, weiterhin Dudo von Meineweh auf Wildenfels und der Bischof Udo zu Naumburg“.
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Beim nennen dieses Beispiels geht es in erster Linie wieder um die übliche Fehlerfortpflanzung, die solange Bestand hat, bis mit schlagkräftigen, belastbaren und sinnvollen Argumenten in Verbindung mit historisch relevanten Verknüpfungen eine Fehlerkorrektur erfolgt. Um auch die letzten Zweifler zu überzeugen, dass Dudo von Meineweh nicht auf Wildenfels saß, sondern auf der „Isenburg“, bringe ich hier das letzte starke Argument.
Diesen wichtige Hinweis entnehmen wir aus „Wildenfels: Ausgrabungen auf einen alten Herrensitz- ein Grabungsbericht“ von Volkmar Geupel. Ein Auszug daraus beseitigt jeden Zweifel:
„Wie die archäologischen Funde belegen, ist die Burg im ersten Viertel des 13. Jh. –um1220- entstanden. Das mit der Burg verbundene und nach ihr nennende Geschlecht begegnet uns erstmals mit der „edlen Frau Jutta von Wildenfels“ im Text dreier Urkunden von 1226.“
Dudo von Meineweh saß, entsprechend dieses endgültigen Beleges, nicht auf Wildenfels!
Nutzen wir doch einmal „Wildenfels“, im Zusammenhang mit Dudo von Meineweh aus einer anderen Sicht, und geben einfach nachfolgenden Gedanken Raum. Nahe unserer „Isenburg“ liegt die ähnlich alte Burg Stein. Die dort sitzenden Lehnsmänner trugen in ihrem Namen den Zusatz „uffn Stein“, „auf Stein“ und „zum Stein“. Warum sollt der eigentliche und sogar richtige Namen der „Isenburg“ nicht etwas mit „Fels“ zutun haben? Und warum sollte die Lage der Burg, mitten in einer als ausgesprochen wild bezeichneten Gegend, nicht das Attribut „wild“ hervorgebracht haben? Da der Trutzname „Wildenfels“ für eine Burg im Hochmittelalter häufig vorkam, kann man diesen auch für unsere „Isenburg“ nicht ausschließen. Unter diesem Aspekt kann ich mit DUDO VON MEINEWEH AUF WILDENFELS sehr einverstanden sein. |
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Haben wir hier auch den Ursprung für den Namen unseres schönen Dorfes WILDBACH gefunden?
Jürgen Hüller
Wildbach, April 2014 |
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